Wenn Eichhörnchen halb verdurstet von Bäumen fallen

Nach einem viel zu milden Winter leiden viele Wildtiere unter einem extremen Nahrungs- und Wassermangel. Igel sind bereits vom Aussterben bedroht. Doch auch immer mehr Eichhörnchen werden völlig entkräftet aufgefunden. Dabei gibt es einen einfachen Weg, wie man diesen Tieren helfen kann.

Wenn Spaziergänger ein geschwächtes Eichhörnchen finden und in eine Auffangstation bringen oder zu Hause aufpäppeln, hat das Tier gute Überlebenschancen und wahrscheinlich großes Glück gehabt. Die meisten anderen Wildtiere verenden indessen völlig unbemerkt in ihren Nestern, weil sie nicht genug zu trinken oder zu essen finden. Das betrifft nicht nur das Eichhörnchen, sondern auch Vögel oder Igel. Letzterer ist in Deutschland sogar schon vom Aussterben bedroht.

Tanya Lenn von der Eichhörnchen-Hilfe Berlin-Brandenburg und Aktion Tier fordert ein Umdenken von den Menschen, um dem Massensterben unter den Wildtierarten Einhalt zu gebieten. "Die Gärten werden immer aufgeräumter", klagt die Tierschützerin im Gespräch mit ntv.de. Dadurch werde wichtiger Lebensraum zerstört. "Damit haben die Tiere ohnehin zu kämpfen."

Keine Vorräte, kein Winterschlaf, kein Wasser

Hinzu kommt der Klimawandel, der den Tieren seit ein paar Jahren zunehmend zu schaffen macht. Vor allem nach dem Winter seien die Tiere in einer "ganz schlimmen Lage", sagt Lenn. "Die Hörnchen sind eigentlich von Natur aus auf kalte Winter eingestellt", erklärt die Expertin. "Während der Winterruhe fährt der Stoffwechsel herunter und sie brauchen weniger Nahrung."

Doch dazu kommt es inzwischen kaum noch: Durch die milden Winter kommen die Eichhörnchen nicht zur Ruhe und brauchen fast das ganze Jahr über Nahrung und Wasser. "Und beides ist im Winter nun mal weniger vorhanden", ergänzt Lenn.

Auch die Nahrungsvorräte der Eichhörnchen schrumpfen tendenziell. Denn steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit führen dazu, dass Bäume wie die Hasel weniger Früchte produzieren und die Nüsse früher abwerfen. "Wenn die Eichhörnchen dann im Herbst mit Sammeln anfangen, sind oft gar keine Nüsse mehr vorhanden", erklärt die Expertin.

Jungtiere laufen Menschen nach - ein Hilferuf

Es kann vorkommen, dass die geschwächten und dehydrierten Tiere sprichwörtlich aus den Bäumen und Spaziergängern vor die Füße fallen. In ihrer Not suchen die Tiere manchmal sogar die Nähe zu Menschen. Vor allem, wenn ein Jungtier einem Menschen nachläuft, kann das aus Lenns Sicht nur eines bedeuten: "Es ist in größter Überlebensnot. Wenn man ihnen nicht hilft, sterben sie."

Auch die Berliner Senatsverwaltung bittet Bürgerinnen und Bürger darum, "die Augen offenzuhalten und offensichtlich geschwächte und hilfsbedürftige Tiere tiermedizinisch versorgen zu lassen. Dadurch kann vielen Tieren geholfen werden", teilt eine Sprecherin der Landes-Tierschutzbeauftragten auf Nachfrage von ntv.de mit. Auf der Webseite der Landestierschutzbeauftragten Berlin finden sich Tipps und Hinweise zum richtigen Umgang mit verletzten und hilfsbedürftigen Eichhörnchen.

Tränken aufstellen und pflegen

Um vorzubeugen, könnten Bürgerinnen und Bürger zudem "flache Wasserschalen aufstellen, die täglich gereinigt werden sollten". Vogeltränken oder Ton-Unterscheiben für Blumentöpfe etwa haben ideale Maße, denn: "Wichtig ist, dass diese Plätze für die Eichhörnchen sicher sind und diese nicht darin ertrinken können", erklärt die Sprecherin der Stadt Berlin. Regentonnen sollten deshalb immer abgedeckt werden.

Auch Tierschützerin Lenn ruft dazu auf, "so viele Wasserquellen wie möglich zu schaffen" - egal, ob auf dem Balkon, im Garten oder im Gebüsch vor der Haustür. Damit sei nicht nur den Eichhörnchen geholfen. Auch Vögel und Igel sind in der aktuellen Trockenphase dringend auf Wasserspenden angewiesen. Wie groß die Not der Tiere ist, kann Lenn fast jeden Tag im eigenen Garten beobachten: "Die Igel bleiben oft mehrere Minuten, um sich an den Wasserschalen aufzutanken."