Warum die Abnehmspritze bei manchen nicht wirkt

Eine neue US-Studie zeigt, dass ein spezielles Gen den Erfolg von Abnehmspritzen maßgeblich beeinflusst. Bei etwa einem Drittel der adipösen Patienten bleibt der gewünschte Effekt aus. Eine genetische Analyse könnte künftig teure Fehlbehandlungen vermeiden, sagen die Forschenden.

Millionen Menschen setzen auf Abnehmspritzen wie Ozempic oder Wegovy, um Gewicht zu verlieren - doch bei etwa jedem Dritten bleibt der gewünschte Effekt aus. Eine neue US-Studie, die in der Fachzeitschrift "Diabetes Obesity and Metabolism" veröffentlicht wurde, liefert nun eine mögliche Erklärung des Phänomens: Ein bestimmtes Gen beeinflusst, wie stark die Medikamente wirken.

Ein Forschungsteam um Arshiya Mariam-Smith von der renommierten Cleveland Clinic hat herausgefunden, dass Varianten des Gens NBEA darüber mitentscheiden, ob GLP-1-Wirkstoffe wie Semaglutid oder Liraglutid beim Abnehmen helfen oder nahezu wirkungslos bleiben. Die Wirkstoffe ahmen das körpereigene Darmhormon GLP-1 nach. Dieses reguliert unter anderem den Blutzucker und vermittelt ein Sättigungsgefühl über neuronale Schaltkreise im Gehirn. Doch nicht bei allen Menschen schlagen diese Mechanismen gleich gut an.

Die Forschenden analysierten die genetischen Daten von rund 7000 adipösen Patientinnen und Patienten aus den USA und Großbritannien, die mit GLP-1-Medikamenten behandelt wurden. Dabei fiel besonders das Gen NBEA auf, das bereits früher mit Essverhalten und Übergewicht in Verbindung gebracht wurde.

Hoffnung auf individuelle Therapie

Das Ergebnis: Personen mit einer besonders "günstigen" NBEA-Genvariante hatten eine bis zu 82 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, stark an Gewicht zu verlieren. Wer hingegen eine "ungünstige" Variante trug, hatte eine bis zu 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, gar nicht auf die Spritzen anzusprechen.

Das NBEA-Gen spielt somit eine Schlüsselrolle in der Signalübertragung von GLP-1 und könnte dem Forschungsteam zufolge als Biomarker für eine gezielte Adipositas-Therapie dienen. Die Forschenden hoffen, dass eine genetische Analyse vor der Verschreibung von Abnehmspritzen helfen kann, die effektivsten Behandlungsoptionen für jeden Patienten zu bestimmen. Sie könnten gezielter beraten und nicht unnötig mit teuren Medikamenten belastet werden, die bei ihnen gar nicht wirken, heißt es in der Studie.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse betonen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass der NBEA-Score allein nicht ausreicht, um die individuellen Behandlungserfolge genau vorherzusagen. Weitere Biomarker und Faktoren müssen identifiziert werden, um eine umfassende und personalisierte Therapie zu ermöglichen. Der Weg zur maßgeschneiderten Behandlung von Fettleibigkeit ist somit geebnet, doch die Forschung hat noch viel Arbeit vor sich.