Putins "Nachtwölfe" legen Kränze in Brandenburg nieder

Mit ihrer selbst betitelten "Siegesfahrt" nach Berlin erregen die russischen Biker des berüchtigten nationalistischen Motorradclubs "Nachtwölfe" Aufsehen. Wegen ihrer Haltung zur Ukraine sind der Club und einzelne Mitglieder mit Sanktionen belegt. Dennoch kommt der Konvoi seinem Ziel näher.

Prorussische Motorradfahrer der nationalistischen "Nachtwölfe" haben in Brandenburg zwei sowjetische Gedenkorte besucht. Mitglieder der Motorradgruppe legten in Schönwalde und Baruth Kränze nieder, bevor sie Richtung Berlin aufbrachen. Polizisten waren vor Ort. Zuvor hatten die rund 60 Biker mit 50 Motorrädern einen Zwischenstopp in Dresden eingelegt.

Die russischen Biker waren Ende April in Moskau zum Weltkriegsgedenken nach Berlin aufgebrochen. Wie im vergangenen Jahr fahren sie auf einer umstrittenen "Siegesfahrt" von Moskau in die deutsche Hauptstadt. Bei der Fahrt 2015 hatten deutsche Behörden die Visa mehrerer Mitglieder annulliert und deren Einreise verhindert.

Anlass ist dieses Mal der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs - den wollen die "Notschnyje Wolki" am 9. Mai am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin begehen. "Das wird nicht nur den Sieg über den Faschismus symbolisieren, sondern auch die unvergänglichen Werte friedlicher Koexistenz und die Freundschaft der Völker", teilten die Rocker vorab mit.

"Nachtwölfe" unterstützen Putin

Die "Nachtwölfe" sind extreme Nationalisten. Sie unterstützen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und befürworten die Krim-Annexion. Wegen ihrer Haltung zur Ukraine sind der Club und einzelne Mitglieder mit Sanktionen belegt. Deswegen war unklar, ob die russischen Rocker überhaupt in Berlin ankommen.

Dass es in Deutschland eine Debatte gibt, ob russische Vertreter zu offiziellen Weltkriegsgedenken kommen dürfen oder nicht, ist auch im Club bekannt. "Russland hat niemanden zu fragen und Russland fragt niemanden", sagte Mitglied Sven dazu.

"Das ist alles egal", fand auch ein anderes Mitglied. Verständnis hatte er aber nicht. Es seien schließlich ihre Vorfahren, Angehörige der Roten Armee, gewesen, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen Nazi-Deutschland gefallen sind. Die Sowjetunion, deren Rechtsnachfolger Russland ist, hat 27 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg verloren.

Irgendjemand von den "Nachtwölfen" werde schon in Berlin sein am 9. Mai, das sei sicher, sagten einige vor der Abfahrt. Der Club habe ja auch in Deutschland Mitglieder. Und die legten am Freitag bereits kurz vor einem offiziellen Weltkriegsgedenken in Torgau an der Elbe Kränze und rote Nelken nieder.

Straßen in Moskau für "Nachtwölfe" gesperrt

Die Abfahrt legte der Club mit dem Start in die Bikersaison zusammen. Fast eine Stunde dauerte es, bis Hunderte Motorradfahrer vom Clubgelände gefahren sind. In Moskau wurden Straßen für sie gesperrt. Teilweise trugen sie Camouflage-Uniformen, teilweise Kutten mit dem Aufdruck des zähnefletschenden Wolfes samt Feuerschweif.

Mit dabei hatten sie Fahnen des Clubs, aber auch russische und deutsche. Auch der Buchstabe "Z", das in Deutschland verbotene Symbol des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, war auf einigen Fahrzeugen zu sehen.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland, und der Zweite Weltkrieg endete in Europa. In Russland wird jedes Jahr am 9. Mai der Sieg über Hitler-Deutschland als "Tag des Sieges" gefeiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte im Bundestag eindringlich vor einer Rückkehr von Nationalismus, Diktatur und Krieg. Neben dem Wiedererstarken des Rechtsextremismus in Deutschland macht Steinmeier diese Gefahr ausgerechnet an jenen Staaten fest, die unter kaum vorstellbaren Opfern die Niederlage des Hitler-Faschismus herbeigeführt hatten. "Die Befreier von Auschwitz sind zu neuen Aggressoren geworden", sagt Steinmeier über Wladimir Putins Russland.