Forschungsteam gelingt erste Aufnahme von Antarktis-Kalmar

Im Südpolarmeer gelingt eine spektakuläre Premiere: Erstmals wird ein seltener Tiefsee-Tintenfisch lebend gefilmt. Die Aufnahmen geben Rätsel auf – und könnten unser Wissen über die Ozeane revolutionieren.

Forschende der National Geographic und Rolex Perpetual Planet Expedition haben im Südpolarmeer eine wissenschaftliche Sensation erlebt. Erstmals wurde der seltene Tiefsee-Kalmar Gonatus antarcticus lebend gefilmt. Die Aufnahmen gelangen bereits am ersten Weihnachtsfeiertag 2024 mit einer ferngesteuerten Unterwasser-Drohne des Schmidt Ocean Institute. Das Tier wurde in rund 2150 Metern Tiefe im Weddellmeer gesichtet. Zuvor war die Art nur durch Überreste in Fischernetzen oder aus Mägen von Meerestieren bekannt.

Das jetzt bei National Geographic veröffentlichte Video zeigt einen etwa einen Meter langen Kalmar mit Kratzern an den Armen und frischen Saugnapfspuren am Mantel. Trotz dieser Spuren wirkte das Tier gesund. Das Forschungsteam konnte anhand der Aufnahmen weder das Geschlecht noch das Alter bestimmen. Die Identifizierung als Gonatus antarcticus war jedoch durch die charakteristischen großen Einzelhaken an den Tentakeln möglich. An der Bestimmung waren die Tintenfisch-Expertin Dr. Kathrin Bolstad und der Meeresbiologe Manuel Novillo beteiligt.

Polarregionen der Weltmeere bisher kaum erforscht

Die Expedition nutzte das Forschungsschiff "R.V. Falkor (too)", das mit modernster Technik ausgestattet ist. Neben der historischen Sichtung kartierte das Team bislang unerforschte Gebiete des Südpolarmeers bis in 4000 Meter Tiefe. Dabei wurden Proben von Sedimenten, Wasser und Lebewesen gesammelt, um die Lebensräume in der Region zu erforschen. Untersucht wurden unter anderem Tiefseeebenen, hydrothermale Quellen, Canyonwände und Meereis.


Die Mission ist Teil der National Geographic und Rolex Perpetual Planet Ocean Expedition. Ziel ist es, die Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen im Weddellmeer zu untersuchen. Das Gebiet gilt als Meeresschutzgebiet und zählt zu den wenigen nahezu unberührten Ökosystemen der Erde. Die Entdeckung des lebenden Gonatus antarcticus unterstreicht in den Augen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie wenig über die Polarregionen der Weltmeere bisher bekannt ist und wie groß das Potenzial für weitere wissenschaftliche Erkenntnisse bleibt.