Manchen Menschen kann man nicht mal kurz an die Füße fassen, ohne dass sie zucken und zu lachen beginnen. Andere hingegen sind besonders sensibel, wenn man sie in den Achselhöhlen kitzelt. Aber woher kommt diese Empfindlichkeit?
Ein Prusten auf den Babybauch oder mit spitzen Fingern in die Taille der Tante gepikt: Menschen, die gekitzelt werden, bekommen oftmals neben einem kleinen Schreck auch ein schrecklich-schönes Gefühl und müssen lachen. Doch warum funktionieren solche Kitzelattacken an manchen Körperstellen besser als an anderen? Und warum bei manchen Menschen anscheinend gar nicht? Fragen zum Kitzeln und was dabei bei den Beteiligten passiert, beschäftigen die Menschen bereits seit der Antike und noch immer können nicht alle dazu beantwortet werden. Kitzeln bleibt ein Phänomen.
Obwohl Kitzligkeit individuell verschieden ist, lassen sich dennoch Übereinstimmungen für besonders kitzelige Körperstellen ausmachen. In einer wissenschaftlichen Untersuchung dazu gaben Befragte an, dass die Achselhöhlen, der seitliche Rumpf und die Fußsohlen bei ihnen besonders kitzelig sind. Als nur mittelmäßig kitzelig fanden sie das Kitzeln am Nacken und nur ein kleiner Teil der Studienteilnehmenden empfand am Scheitel den gesetzten Reiz als kitzelig.
Verteilung der Sinnesrezeptoren
Tatsächlich funktionieren Kitzelattacken an manchen Körperstellen besser als an anderen. Das liegt an einer unterschiedlichen Verteilung der Sinnesrezeptoren in der Haut. Diese helfen dabei, Umwelteinflüsse wie Wärme, Kälte, Berührungen, Druck oder Vibrationen wahrzunehmen. Sie tragen so schöne Namen wie Merkel-Zellen, Ruffini-, Vater-Pacini-, oder Meißner-Körperchen. Bei allen handelt es sich um hochspezialisierte, komplexe Strukturen mit verschiedenen Aufgaben.
An den Fingerspitzen beispielsweise gibt es besonders viele Meißner-Körperchen, die für die Wahrnehmung von leichten Berührungen, leichten Vibrationen und schnellen Druckunterschieden zuständig sind. Sie leiten jedoch nur die Druckveränderung, nicht aber anhaltenden Druck als Signale zum Gehirn weiter. Die winzigen Rezeptoren lassen sich nur auf einem kleinen Teil unbehaarter Haut des Körpers wie den Fingerkuppen, den Zehenspitzen, den Lippen und am Hals finden. An diesen Stellen sind viele auch besonders sensibel fürs Kitzeln - und zwar für leichtes Kitzeln.
Anders in den Achselhöhlen
Weil die Haut in den Achselhöhlen behaart ist, kommen dort keine Meißner-Körperchen vor. Es gibt dort aber jede Menge der bereits aufgezählten Sinnesrezeptoren und Haarfollikel. Diese sind an die Haarwurzeln gekoppelt und werden nach Bewegungen der Haare aktiviert. Auch sie sind an der Verarbeitung von Reizen, die beim Kitzeln entstehen, beteiligt. Die hohe Dichte der Sinnesrezeptoren macht die Achselhöhlen zu sensiblen Stellen bei Kitzelattacken.
Durch das Kitzeln werden die Signale der verschiedenen Rezeptoren direkt ins Gehirn geleitet, dort springen gleich mehrere Bereiche darauf an: Der sogenannte somatosensorische Kortex wird in Verbindung mit Berührungs- und Schmerzempfindungen gebracht. Der Hypothalamus ist bei emotionalen Reaktionen und Abwehrreflexen beteiligt. Die Aktivierung beider Bereiche führt dazu, dass man beim Kitzeln nicht nur lachen muss, sondern sich auch abrupt bewegt oder sogar wegzuckt.
Kitzeln = Alarm
Aber warum nun vor allem an bestimmten Körperstellen? Abschließend geklärt ist die Frage in der Wissenschaft bis heute nicht. Einige Forschende gehen davon aus, dass es sich beim Kitzelgefühl um eine körperliche Reaktion handelt, um die Aufmerksamkeit auf besonders empfindliche Körperstellen zu lenken. So könnten diese im Ernstfall besser geschützt werden. Wird eine solche besonders empfindliche Stelle überraschend berührt, meldet das Gehirn dem Körper zunächst einen Alarmzustand. Stellt sich jedoch heraus, dass keine echte Gefahr vorliegt, löst das eine Erleichterungsreaktion aus, die mit Lachen einhergehen kann.
Doch bei diesem Vorgang handelt es sich nicht um einen körperlichen Reflex, der nicht beeinflusst werden kann. Manche Menschen können ihre Reaktionen so weit steuern, dass sie während einer Kitzelattacke keine Miene verziehen müssen. Sie werden dann oftmals als "nicht kitzelig" bezeichnet. In der Wissenschaft herrscht jedoch ein Konsens darüber, dass jeder gesunde Mensch zumindest ein wenig kitzelig ist. Der Grund: Es ist überlebenswichtig, dass über die Haut Berührungen von Fremden an das Gehirn gemeldet werden. Doch wie das Kitzeln empfunden wird, hängt von einer Reihe von Faktoren wie der Sensibilität des Gekitzelten, der sozialen Situation oder auch der Stimmung ab.
Übrigens: Auch Tiere sind kitzelig. Bei Schimpansen, Pferden, Katzen, Hunden und sogar Ratten konnte das bereits nachgewiesen werden. Das Kitzeln von Ratten funktioniere jedoch nur, wenn die Tiere entspannt seien, betonen Neurobiologen der Humboldt-Universität Berlin, die den Tieren beim Kitzeln ins Hirn geschaut haben.