US-Notenbank rüttelt nicht am Leitzins

Die US-Wirtschaft schrumpft. Der Arbeitsmarkt erweist sich als robust. Trumps Zollpolitik bereitet Sorgen. Für die Fed gibt es in dieser Lage keinen Grund, den Leitzins anzupassen. Entgegen Trumps Forderung behält Notenbankchef Powell das hohe Niveau bei.

Die US-Notenbank Federal Reserve hält den Leitzins konstant. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Der Schritt war von Analysten erwartet worden. Trump hatte die Fed in den vergangenen Wochen mehrfach aufgefordert, die Zinsen zu senken. Die Notenbank begründete ihr Vorgehen unter anderem damit, dass das Risiko einer höheren Inflation gestiegen sei - und dürfte damit auch auf Trumps aggressive Zollpolitik anspielen.

Der Republikaner hatte zuletzt immer wieder vor allem gegen Fed-Chef Jerome Powell ausgeteilt. Er tat jüngst kund: "Ich glaube, ich verstehe viel mehr von Zinsen als er." Die Fed arbeitet unabhängig von der US-Regierung. Die Fed hat angedeutet, dass sie es nicht eilig hat, die Zinssätze zu senken, was Powell und Trump auf Konfrontationskurs bringt.

Die Bank will jedoch vor einer etwaigen Lockerung zunächst mehr Klarheit darüber, wie sich der vom US-Präsidenten angezettelte Zollkonflikt auf die Preise und die Konjunktur in den Vereinigten Staaten auswirkt. Die Unsicherheit über den Konjunkturausblick habe weiter zugenommen, warnten die Währungshüter.

Die Wirtschaft war Anfang des Jahres und damit in den ersten Monaten Trumps im Weißen Haus überraschend geschrumpft, nachdem sie lange Zeit floriert hatte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Vorquartal und auf das Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent. Gegen eine baldige Lockerung spricht aus Sicht vieler Experten aber auch, dass sich der US-Arbeitsmarkt als überraschend robust erweist.

Nur kleine Zinsschritte in diesem Jahr erwartet

Die Aufgabe der Fed ist es, die Inflation im Zaum zu halten. Sie strebt eine Teuerungsrate von 2 Prozent an. Im März stiegen die US-Verbraucherpreise im Jahresvergleich jedoch um 2,4 Prozent. Im Februar lag die Teuerungsrate noch bei 2,8 Prozent. Wie nachhaltig die aktuelle Entwicklung ist, muss sich aber zeigen. Denn der März war noch der Monat vor Trumps umfassenden Zollpaket mit pauschalen Strafgaben für Waren aus aller Welt.

Hohe Zinsen sind ein Instrument gegen schnell steigende Verbraucherpreise. Denn teure Kredite dämpfen die Nachfrage, was idealerweise dazu führt, dass Unternehmen ihre Preise nicht mehr so stark erhöhen. Außerdem setzen höhere Zinsen mehr Anreiz zum Sparen. Dies kann allerdings die Wirtschaft ausbremsen.

Im vergangenen September hatte die Fed nach der großen Inflationswelle die Zinswende mit einer deutlichen Senkung um 0,5 Prozentpunkte eingeleitet. In den beiden Folgemonaten November und Dezember folgten zwei kleinere Schritte von jeweils 0,25 Punkten. Seitdem tastete die Notenbank der weltweit größten Volkswirtschaft den Leitzins angesichts der hartnäckigen Inflation nicht mehr an. Die Fed rechnet für 2025 im Mittel mit einem Leitzins von 3,9 Prozent. Das deutet auf zwei kleine Zinsschritte in diesem Jahr hin.

Trumps Zölle bereiten Amerikanern Sorgen

Trump hat mit seiner von Kritikern als erratisch bezeichneten Zollpolitik auch für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt, die durch seine wiederholten Tiraden gegen Fed-Chef Powell noch befeuert wurden. Zuletzt betonte er aber, dass er den noch regulär bis Mai 2026 amtierenden Notenbanker nicht vorzeitig ablösen werde.

Am 2. April verhängte Trump Zölle von zehn Prozent gegen Importe aus den meisten Ländern, zusammen mit höheren Zollsätzen für viele Handelspartner, die dann für 90 Tage ausgesetzt wurden. Er hat auch 25 Prozent Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium, 25 Prozent Zölle gegen Kanada und Mexiko sowie 145 Prozent Zölle gegen China verhängt. Trumps Regierung verhandelt mit über 15 Ländern über Handelsabkommen, die die höheren Zölle abwenden könnten.

Trump hat die Zölle zu einem Eckpfeiler seiner Wirtschaftsagenda gemacht und versprochen, dass sie Amerika langfristig reicher machen und Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zurückbringen werden. Dennoch äußern Unternehmen und Privatpersonen, dass sie sich Sorgen um die Wirtschaft machen, und zwar aufgrund der Ungewissheit über die Zölle und der Befürchtung, dass diese zu höheren Preisen führen werden.