US-Börsen legen nach Fed-Entscheid zu

Die Fed lässt sich vom US-Präsidenten nicht unter Druck setzen und tastet den Leitzins nicht an. Das wird an der Wall Street goutiert: Die US-Indizes legen zu. Für den Weight-Watchers-Konzern geht es nach einem Insolvenzantrag dagegen steil bergab.

Die US-Börsen haben positiv auf die Entscheidung der US-Notenbank reagiert, die Zinssätze trotz des Drucks von Präsident Donald Trump unverändert zu lassen. Der Markt profitierte zudem von der Ankündigung der US-Regierung, eine von der Vorgängerregierung eingeleitete, umstrittene Exportregelung für KI-Chips durch eine einfachere zu ersetzen. Der Dow Jones-Index der Standardwerte schloss 0,7 Prozent höher bei 41.113 Punkten. Der techlastige Nasdaq rückte 0,3 Prozent auf 17.738 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 0,4 Prozent auf 5631 Stellen.

Zwischenzeitlich hatten die Kurse im späten Geschäft nachgegeben. Kurz zuvor hatte Trump gesagt, er sei nicht bereit, die Zölle gegen China in Höhe von 145 Prozent zurückzunehmen. Die Notenbank ließ die Zinsen wie erwartet unverändert. Die Risiken für eine höhere Inflation und eine höhere Arbeitslosigkeit seien gestiegen, hieß es zur Begründung. Fed-Chef Jerome Powell betonte zugleich, die Zwischenrufe aus dem Weißen Haus hätten keinen Einfluss auf die Arbeit der Zentralbank: "Wir sind in einer guten Position, um abzuwarten und haben es nicht eilig."

Die Fed will vor einer möglichen Zinssenkung, die Trump vehement fordert, mehr Klarheit darüber, wie sich der Zollkonflikt in den USA auswirkt. Perspektivisch könne es zu Zinssenkungen oder auch zu einer Beibehaltung des jetzigen Niveaus kommen - je nachdem, wie sich die Wirtschaft entwickele, so der Fed-Chef. "Die Erklärung versucht eindeutig, dem Weißen Haus mitzuteilen, dass deren jüngste Maßnahmen das wirtschaftliche Umfeld schwieriger gemacht haben", sagte Ellen Hazen von F.L. Putnam Investment Management. "Die Fed sagt, das Risiko einer höheren Arbeitslosigkeit ist gestiegen und das Risiko einer höheren Inflation ist gestiegen. Die Fed hat das nicht speziell auf die Zölle zurückgeführt, aber ich denke, jeder, der sich das ansieht, wird verstehen, dass sie das meinen."

Investoren blicken mit Spannung auch auf die bevorstehenden Verhandlungen der beiden größten Volkswirtschaften USA und China am kommenden Wochenende in der Schweiz. US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sollen in Genf den chinesischen Vizeministerpräsidenten He Lifeng treffen. Ein Handelsabkommen sei aber nicht in Sicht, sagten Börsianer. "Derweil stellt sich China wohl auf langwierige Verhandlungen mit den USA ein und unternimmt Maßnahmen, um die heimische Wirtschaft zu stützen", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Das würde man nicht tun, wenn man damit rechnen würde, dass der Zollstreit morgen beigelegt ist." Die chinesische Zentralbank setzt auf sinkende Zinsen und andere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen, um Liquidität in das Bankensystem zu pumpen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Weight Watchers insolvent - Aktie verliert kräftig

Bei den Einzelwerten verloren die Aktien von WW International - nach einer Insolvenzmeldung 43 Prozent. Der Diätkonzern war früher als Weight Watchers bekannt. Ein Medienbericht über die jüngsten Pläne von Apple belastete die Google-Mutter Alphabet. Alphabet verloren 7,3 Prozent. Apple prüfe die Möglichkeit, seinen Safari-Browser stärker auf KI-gestützte Suchmaschinen auszurichten, sagte ein Insider unter Berufung auf eine Aussage eines Apple-Managers bei einem Gerichtsverfahren.

Unter Druck gerieten auch die Titel der US-Kosmetikfirma Coty, die nach einer Gewinnwarnung 11,6 Prozent einbüßten. "Am frustrierendsten ist, dass das Management noch vor Kurzem sehr zuversichtlich klang, was die Nachhaltigkeit des Wachstums betrifft", kommentierte ein Analyst der US-Investmentbank JP Morgan.

Um 10,8 Prozent nach oben ging es für Walt Disney. Ein Anstieg der Abonnentenzahlen bei den Streamingdiensten Disney+ und Hulu bescherte dem Unterhaltungskonzern im ersten Quartal einen starken Umsatz und Gewinn. Zugelegt hätten zudem sowohl die Besucherzahlen als auch die Ausgaben je Gast in Disneys Freizeitparks - trotz der angespannten Wirtschaftslage.

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