Israel greift "militärisches Ziel" nahe Syriens Präsidentenpalast an

Nach der anhaltenden Gewalt im Süden Syriens attackiert Israel weiter Damaskus. Bei einem Luftangriff wird ein "militärisches Ziel" in der Nähe des Präsidentenpalasts getroffen. Der dort ansässige Staatschef al-Scharaa will sich wohl bald selbst äußern.

Das israelische Militär hat in der Nähe des syrischen Präsidentenpalastes in Damaskus angegriffen. In der Umgebung des Gebäudes habe es ein "militärisches Ziel" gegeben, sagte ein israelischer Militärvertreter, nannte aber keine Details. Der regierungsnahe Fernsehsender Syria TV berichtete, Kampfflugzeuge hätten den Angriff ausgeführt. Das Gebäude in der syrischen Hauptstadt ist der offizielle Sitz von Präsident Ahmed al-Scharaa.

Fast zeitgleich bombardierte Israels Armee das Gelände, auf dem das Verteidigungsministerium und das militärische Hauptquartier Syriens liegen. Israel bestätigte dort einen Luftangriff - kurz darauf kam es zu weiteren schweren Explosionen. Die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, bei den israelischen Angriffen in Damaskus seien 13 Menschen verletzt worden.

Wo al-Scharaa, die syrischen Minister und weitere ranghohe Regierungsmitglieder sich zum Zeitpunkt der Angriffe aufhielten, ist unklar. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, über ihren Zustand sei nichts bekannt. Syrische Medien berichteten, dass bald eine öffentliche Stellungnahme al-Scharaas geplant sei. Die Beobachtungsstelle bestätigte, dass Israel mehrere Ziele in Damaskus angegriffen habe und sich dabei auf "Kommandozentren" konzentriere.

Der Angriff folgt auf tagelange Gewalt im südlichen Syrien. Dort waren Kämpfe zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen in der Provinz Suwaida ausgebrochen, woraufhin die syrische Regierung Truppen und andere Sicherheitskräfte schickte. Israel griff nach eigenen Angaben zum Schutz der drusischen Minderheit ein. Nach Ausbruch der Gewalt wurden laut Menschenrechtsaktivisten seit Sonntag mehr als 250 Menschen getötet, darunter rund 20 Menschen, die "hingerichtet" worden seien.

Hunderte Tote bei Kämpfen

Die Opferzahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Angaben der Beobachtungsstelle mit Sitz in London, die den Konflikt in Syrien mit einem Netz aus Aktivisten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich. Auch drusische Kreise sprachen von insgesamt rund 250 Toten. Aus syrischen Armeekreisen hieß es, dass rund 150 Truppen und andere Sicherheitskräfte der Regierung getötet worden seien.

Nach eigenen Angaben will Israel mit den Angriffen auf Truppen der syrischen Regierung die Drusen schützen. Israel fühlt sich ihrem Schutz verpflichtet, nicht nur, weil viele Drusen im israelischen Militär dienen. Sie sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam hervorging. Sie leben mehrheitlich in Syrien, aber auch in Israel, dem Libanon und Jordanien. Die syrische Provinz Suwaida im Süden ist ihre Hochburg und wichtig wegen der Grenzen zu Jordanien und der Nähe zu Israel.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit: "Das syrische Regime muss die Drusen in Suwaida in Ruhe lassen und seine Truppen abziehen." Das Militär werde seine Angriffe auf die syrischen Truppen noch verstärken, "wenn die Botschaft nicht ankommt". Der Luftangriff im Zentrum von Damaskus wirkte dabei wie eine weitere Warnung. Israel will auch eine Eskalation an der eigenen Grenze und auf den Golanhöhen verhindern, die Israel besetzt und annektiert hat.