Waffenruhe statt Eskalation: Überraschend verkündet US-Präsident Trump eine Feuerpause zwischen Israel und dem Iran. Doch auch danach fliegen Raketen zwischen beiden Ländern. Trump wird wütend, schreibt in Großbuchstaben - und flucht schließlich sogar.
Als US-Präsident Donald Trump in den Regierungsflieger in Richtung Europa steigt, ist er bereits der Gewinner des Nato-Gipfels. Stunden vorher hat er eine Waffenruhe zwischen Iran und Israel angekündigt. Doch so ganz läuft es nicht, wie er will. Die Waffenruhe wackelt. Der US-Präsident ist offensichtlich sauer und flucht in aller Öffentlichkeit: "What the fuck."
Der Kraftausdruck, der im Deutschen etwa "Was zum Teufel" oder "So ein Sch..." bedeutet, zeigt, dass er auch nicht immer Herr der weltweiten Lage ist, selbst wenn er es gern so hätte. Seinen Erfolg - den Waffenstillstand - wollte Trump eigentlich maximal auskosten. Noch vor beiden Ländern verkündet er das Ergebnis. Doch danach fliegen weiterhin Raketen.
Zuvor hatte Trump sowohl dem Iran als auch Israel vorgeworfen, die gerade erst geschlossene Waffenruhe gebrochen zu haben - um dann wenig später zu erklären, dass sie weiterhin in Kraft sei. "Ich glaube, beide haben sie verletzt", sagte er in Washington. Er sei sich aber nicht sicher, ob das absichtlich geschehen sei. "Israel. Werft diese Bomben nicht ab", schrieb Trump in Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social.
Nur kurze Zeit später erklärte Trump dann: Israel habe eingelenkt und versichert, es werde den Iran nicht mehr angreifen. Auf Truth Social schrieb er anschließend: "Alle Flugzeuge werden umdrehen und nach Hause fliegen, während sie dem Iran freundlich zuwinken. Niemand wird verletzt werden, der Waffenstillstand ist in Kraft. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit."
Vorwürfe gegen Israel
Dennoch: Kurz vor dem Abflug nach Den Haag zeigte sich Trump frustriert über die Situation im Nahen Osten. "Diese Typen müssen sich beruhigen", sagte er und schob später hinterher: "Wir haben zwei Länder, die so lange und so hart gekämpft haben, dass sie nicht wissen, was zum Teufel sie da tun." Im Englischen sagte er wörtlich: "They don't know what the fuck they're doing."
Allerdings machte der US-Präsident vor allem Israel Vorwürfe: "Sobald wir das Abkommen geschlossen hatten, kam Israel heraus und warf eine Ladung Bomben ab", sagte er. "Ich bin nicht zufrieden mit Israel." Er sei auch nicht zufrieden mit dem Iran. Aber über die Handlungen Israels sei er "wirklich unzufrieden".
Kurz nach Inkrafttreten der Waffenruhe hatte ein iranischer Raketenangriff nach Angaben Israels die Vereinbarung verletzt. Israels Verteidigungsminister Israel Katz drohte Teheran daraufhin mit einer harten Reaktion. Er habe die israelische Armee angewiesen, "mit heftigen Angriffen auf Ziele des Regimes im Herzen Teherans" zu reagieren. Jedoch hielt auch der Iran dem Erzfeind Verstöße gegen die Einigung vor. Israel habe dreimal die Waffenruhe gebrochen und unterschiedliche Orte im Land angegriffen, zitierte die Nachrichtenagentur Fars die iranischen Streitkräfte.
Tote kurz vor der Waffenruhe
Kurz vor der Waffenruhe hatten die Revolutionsgarden einen Angriff begonnen, bei dem sie über zwei Stunden Raketensalven auf Israel abfeuerten. Dabei kamen nach offiziellen israelischen Angaben in Beerscheva mindestens vier Menschen ums Leben, 20 weitere wurden verletzt. Ein Rettungsdienst schrieb sogar von fünf Toten. Es war die längste iranische Raketenangriffswelle seit Beginn des Krieges. Inzwischen könne die Bevölkerung die Schutzräume verlassen, teilte die Armee mit.
Bei israelischen Angriffen vor Beginn der Waffenruhe wurden laut iranischen Quellen mindestens neun Menschen in der nordiranischen Stadt Rascht getötet. 33 Menschen seien bei dem Angriff auf ein Wohnviertel verletzt worden, schrieb die Nachrichtenagentur Tasnim. Staatsmedien berichteten zudem, dass ein ranghoher iranischer Atomwissenschaftler am Morgen bei israelischen Angriffen getötet worden sei.
Mit der nun geltenden Waffenruhe löst sich zumindest vorerst ein Problem für Trump, das er im Reisegepäck zum Nato-Gipfel in Den Haag gehabt hätte: die Ungewissheit, wie der Gegenschlag Irans aussehen würde, nachdem die USA am Wochenende in den Krieg an der Seite Israels eingetreten waren. Nach Trumps Befehl hatten US-Militärflugzeuge bunkerbrechende Bomben auf Atomanlagen im Iran abgeworfen. Iran antwortete mit einem angekündigten Angriff auf einen US-Stützpunkt in Katar, der jedoch folgenlos blieb. Nach der Eskalation kommt nun die Waffenruhe - wenn sie Bestand hat.