Israels Vorgehen im Gazastreifen sorgt international für Entsetzen. Seit Monaten hält Israel die dringend benötigten Lebensmittel für Gaza zurück. Der Zentralrat der Juden in Deutschland spricht sich für ein Ende des Krieges aus und fordert Israel auf, Verantwortung zu übernehmen.
Der Zentralrat der Juden fordert die israelische Regierung auf, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen. "Die israelische Regierung muss akzeptieren, dass sie auch eine Verantwortung für die Zivilbevölkerung in Gaza hat - das schließt auch die Genehmigung zur Lieferung von Hilfsgütern ein", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster dem Berliner "Tagesspiegel".
Schuster bekräftigte: "Klar ist: Der Kampf gegen die Hamas ist für die Sicherheit Israels unabdinglich, diese Sicherheit liegt auch uns am Herzen." Doch er fügte hinzu: "Der Krieg muss ein Ende finden." Die Freilassung der Geiseln sei der "Schlüssel zu allem", wie es der israelische Präsident Izchak Herzog erst zu Beginn der Woche in Berlin gesagt habe.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, bei dem Einsatz zur "Zerschlagung" und "Zerstörung" der Hamas in den kommenden Tagen "mit voller Kraft" im Gazastreifen vorzurücken. Selbst wenn die Hamas anbiete, weitere Geiseln freizulassen, werde Israel den Krieg nicht beenden. Eine zeitlich begrenzte Waffenruhe sei möglich, nicht aber ein dauerhaftes Ende der Kämpfe.
Er gehe davon aus, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung den Gazastreifen verlassen würde, wenn entsprechende Ausreisemöglichkeiten bestünden, sagte Netanjahu. Israel arbeite derzeit daran, Drittstaaten für eine Aufnahme der Menschen zu gewinnen. Viele Palästinenser fürchten eine neue Welle der Flucht und Vertreibung aus dem Gazastreifen, ähnlich wie während des Kriegs im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 und während des Sechstagekriegs 1967.
Mehr als 50 Tote in der Nacht
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind palästinensischen Berichten zufolge seit der Nacht mehr als 50 Menschen getötet worden. 45 Tote habe es allein im Norden des Küstengebiets gegeben, meldete die Nachrichtenagentur Wafa. Dort seien in Dschabalija Häuser getroffen worden. Bei den meisten der Opfer soll es sich den Angaben nach um Minderjährige und Frauen handeln. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. In palästinensischen und sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie Helfer in Dschabalija unter den Trümmern nach Opfern suchen.
Israels Militär veröffentlichte am späten Dienstagabend eine Fluchtaufforderung für die Gegend vor einem bevorstehenden Angriff, nachdem drei Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden. Die israelische Armee werde alle Gebiete angreifen, von denen Raketen aus abgefeuert worden seien, hieß es. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) hatte den Angriff für sich reklamiert. Auch im Süden des Gazastreifens habe es seit der Nacht mehrere Tote gegeben, meldete Wafa.