Die Union will zurück zur Wehrpflicht, einigt sich mit der SPD aber auf das schwedische Modell – dieses setzt zunächst auf Freiwilligkeit. Verteidigungsminister Pistorius stellt nun klar: "Die Betonung liegt auf 'zunächst'". Sollte die Truppe nicht schnell genug wachsen, könnte die Wehrpflicht doch auf den Tisch kommen.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat angesichts der russischen Bedrohung und des Personalmangels der Bundeswehr eine Wehrpflicht weiter im Auge. Zwar habe man im Koalitionsvertrag vereinbart, zunächst auf einen freiwilligen Wehrdienst zu setzen, sagte er im Bundestag. Aber: "Ich sage ganz bewusst und ehrlich, die Betonung liegt auch auf 'zunächst', falls wir nicht hinreichend Freiwillige gewinnen können", erklärte der SPD-Politiker. "Wir werden die Personallage mittel- und langfristig so verbessern, dass die Bundeswehr durchhaltefähig aufgestellt ist für den Heimatschutz und für die Bündnisverteidigung."
Es gebe erste erfreuliche Entwicklungen, sagte der Verteidigungsminister weiter. Seit einem Jahr und besonders seit 2025 stiegen die Bewerberzahlen. Im ersten Quartal habe es im Vergleich zum Quartal des Vorjahres über 20 Prozent mehr Einstellungen allein im militärischen Bereich gegeben. Der Minister betonte: "Deutschland muss verteidigungsbereit sein, rechtlich, militärisch und gesellschaftlich."
Union und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Einführung eines neuen Wehrdienstes nach schwedischem Vorbild geeinigt. Das Interesse an der Bundeswehr soll gesteigert werden, indem alle jungen Menschen angeschrieben werden und so für einen Wehrdienst geworben wird. Männer müssen das Schreiben beantworten, Frauen können es. Die Union hatte ursprünglich eine Rückkehr zur Wehrpflicht verlangt. Derzeit hat die Bundeswehr rund 180.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Bis 2031 sollen es mehr als 200.000 sein.
Vereinbart ist im Koalitionsvertrag ferner, dass Militärausgaben von über einem Prozent der Wirtschaftsleistung nicht mehr auf die Schuldenbremse des Bundes angerechnet werden. "Bedrohungslage geht vor Kassenlage", sagte Pistorius dazu. "Das ist der Maßstab, an dem sich die Ausrüstung und Ausstattung unserer Streitkräfte und unserer Infrastruktur in diesen Zeiten orientieren muss."