Israel bereitet den Vormarsch weiterer Truppen vor. Bei Großangriffen in der Nacht sterben fast 100 Menschen im Norden des Gazastreifens. Die Angehörigen der Geiseln fürchten auch um das Leben der Verschleppten und verlangen ein verändertes Vorgehen der israelischen Regierung.
Nach neuen Luftangriffen der israelischen Armee haben Rettungsteams im Norden des Gazastreifens nach palästinensischen Angaben fast 100 Leichen geborgen. Dutzende Menschen seien noch unter Trümmern verschüttet, sagte ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurden in der Stadt Beit Lahia und im Flüchtlingsviertel Dschabalija mehr als zehn Häuser von Zivilisten getroffen.
Krankenwagen könnten das Gebiet aufgrund zerstörter Straßen derzeit nicht erreichen, hieß es weiter. Auch in sozialen Medien wurden Aufnahmen verbreitet, die Bilder der Opfer der Angriffe zeigen sollen. Ein Augenzeuge im Norden des Gazastreifens berichtete von "massiven" Fluchtbewegungen. "Der Schrecken und die Panik trafen uns mitten in der Nacht", fügte er hinzu.
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" meldete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, die massiven Angriffe in den vergangenen Tagen seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen dramatisch ausweiten zu wollen. Bereits am Donnerstag hatte es nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen Dutzende Tote gegeben.
Viele Angehörige der noch immer von Islamisten in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehaltenen Geiseln befürchten, dass das militärische Vorgehen auch das Leben der Verschleppten gefährdet. Das Forum der Geisel-Angehörigen forderte Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut auf, ein Abkommen mit der Hamas für eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. "Wir befinden uns in dramatischen Stunden, die über die Zukunft unserer Angehörigen, die Zukunft der israelischen Gesellschaft und die Zukunft des Nahen Ostens entscheiden werden."
Seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 mit 1200 Toten und 251 Geiseln geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.000 Menschen getötet.