Insider berichten von üblen Aussagen, die der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski bei Gesprächen mit der Ukraine in Istanbul gemacht haben soll. Demnach droht Moskau mit der Besetzung weiterer Gebiete und ist bereit, noch sehr lange Krieg zu führen.
Russland hat Berichten zufolge bei den Verhandlungen in Istanbul massive Drohungen gegen die Ukraine ausgesprochen. So soll Delegationsleiter Wladimir Medinski gesagt haben, wenn die ukrainischen Truppen sich nicht vollständig aus den ukrainischen Gebieten im Osten des Landes zurückzögen, würden die Kreml-Streitkräfte auch die Regionen Charkiw und Sumy besetzen. Erstere haben russische Bodentruppen bereits vor längerer Zeit relativ erfolglos angegriffen. An der Charkiw-Front herrscht seit Längerem nahezu Stillstand.
Über die Medinski-Aussagen berichteten der "The Economist"-Korrespondent Oliver Carroll auf X sowie das ukrainische Medium Suspilne unter Berufung auf eigene Quellen. Der russische Delegationsleiter soll zudem weitere Drohungen ausgesprochen haben: "Wir wollen keinen Krieg, aber wir sind bereit, ein, zwei, drei Jahre zu kämpfen - wie lange es auch immer dauern mag. Wir haben 21 Jahre lang gegen Schweden gekämpft. Wie lange sind Sie bereit zu kämpfen?" Im Großen Nordischen Krieg ging es von 1700 bis 1721 um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Er endete mit einem Sieg Russlands unter Peter dem Großen. Den Verweis auf diesen Krieg hatte Kremlchef Wladimir Putin bereits wenige Monate nach dem Überfall der Ukraine gezogen.
Laut Angaben von Carroll und "Washington Post"-Reporterin Robyn Dixon sagte Medinski zudem: "Vielleicht werden einige von denen, die hier an diesem Tisch sitzen, noch mehr ihrer Angehörigen verlieren. Russland ist bereit, für immer zu kämpfen."
Es ist möglich, dass die Aussagen zur russischen Verhandlungstaktik gehören, um Angst zu schüren und die eigenen hohen Forderungen durchzusetzen - oder die Gespräche früh zum Platzen zu bringen. Der Kreml hatte nur zweit- und drittrangige Politiker nach Istanbul geschickt und in den vergangenen Jahren keinen echten Willen zu einem Ende der Kämpfe erkennen lassen.
Medienberichten zufolge forderte die russische Seite in den Verhandlungen ukrainische Gebiete im Osten des Landes, welche die russischen Invasoren bislang nicht erobert haben. Die Kreml-Truppen haben nur über die ukrainische Halbinsel Krim die vollständige Kontrolle, die anderen Regionen im Osten des Landes - Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk - sind teilweise noch unter Kontrolle von Kiews Streitkräften.