Wie Hightech Waldbrände eindämmen soll

Der Klimawandel erhöht auch die Waldbrandgefahr: Mittlerweile ist Hightech zu einem wichtigen Bestandteil im Kampf gegen die Flammen geworden. Moderne Technik wird dabei auf mehreren Ebenen eingesetzt: zu Land, zu Luft - und in Zukunft verstärkt auch im Weltraum.

Bei steigenden Temperaturen im Sommer nimmt auch die Waldbrandgefahr zu. In Deutschland sind vor allem die von Kiefernwäldern geprägten Regionen Brandenburgs gefährdet, mit ihren sandigen Böden und Munitionsbelastung auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Aber auch andere Bundesländer sind betroffen - und das Risiko nimmt mit dem Klimawandel weiter zu.

Um Brände schnell zu entdecken und zu bekämpfen, bevor sie außer Kontrolle geraten, wird in den vergangenen Jahren auch immer mehr auf Hightech gesetzt. Im Risikogebiet Brandenburg sind Sensoren und Roboter mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Aber auch die Überwachung aus dem All soll besser werden. Eine Übersicht:

Im Weltraum

Das von Google unterstützte Projekt FireSat will mit einer Reihe von Satelliten weltweit Waldbrände in Echtzeit aufspüren. Dabei soll auch Künstliche Intelligenz helfen. Neu daran: Die Satelliten sollen Brände bereits ab einer Größe von fünf mal fünf Metern entdecken können, was einem mittelgroßen Zimmer entspricht. Bisherige Systeme schlugen laut Google erst bei einer Größe von etwa zwei Fußballfeldern an. Die Hoffnung: Menschen könnten früher gewarnt werden. Der erste von insgesamt mehr als 50 Satelliten wurde im März gestartet, bis 2029 soll das System komplett sein.

Auf Satelliten setzt auch das deutsche Startup OroraTech aus München: Im März starteten acht Satelliten mit einer Rakete des privaten Raumfahrunternehmens Rocket Lab von Neuseeland aus ins All. Sie sollen Feuer schon ab einer Größe von vier mal vier Metern erkennen können. OroraTech betreibt nach eigenen Angaben damit mehr als 25 Satelliten, weitere sollen folgen. Unternehmenschef Martin Lange kündigte in einer Mitteilung eine "neue Ära im Kampf gegen Waldbrände" an.

Auf dem Boden

Auch mit Sensoren am Boden sollen Waldbrände schneller erkannt werden: Mittlerweile sind Kameras in Brandenburg, die Rauchsäulen erkennen können, fester Bestandteil der Brandbekämpfung. Ihre Sensoren wurden einst entwickelt, um Staubwolken auf dem Mars zu erkennen. Im Jahr 2003 ging in Brandenburg dann das Waldbrandfrüherkennungssystem IQ FireWatch in den Betrieb. Mittlerweile gibt es mehr als 100 dieser Kameras in Brandenburg. Viele andere Bundesländer haben die Technik mittlerweile übernommen.

Wie es funktioniert: Jede Kamera dreht sich innerhalb weniger Minuten einmal um die eigene Achse und schießt dabei Bilder vom umgebenden Wald. Mithilfe von spezieller Software werden die Bilder analysiert - wird eine Rauchsäule gesichtet, muss eine Waldbrandzentrale diese noch verifizieren und informiert im Ernstfall die Feuerwehr. Jede Kamera soll einen Überwachungsradius von 20 Kilometern haben. Auch andere Firmen wie das US-Startup Pano haben rotierende Kameras für die Überwachung von Risikogebieten entwickelt.

Auf solargetriebene Sensoren, die Gase von Schwelbränden erschnüffeln können, setzt das deutsche Unternehmen Dryad aus dem brandenburgischen Eberswalde. Das Silvanet genannte System soll bereits in mehreren Ländern im Einsatz sein. Die Weiterentwicklung soll künftig auch eine autonome Drohne umfassen: Erkennt ein Sensor einen Schwelbrand, fliegt die Drohne zum Ort des Alarms und ermittelt die Größe des Feuers. Mithilfe akustischer Wellen soll sie laut Dryad sogar in der Lage sein, Feuer direkt zu bekämpfen.

Drohnenschwarm gegen Feuerfront

Auf einen ganzen Schwarm von Feuerbekämpfungs-Drohnen setzt die britische Firma Windracers. Die Drohnen, unbemannte Motorflugzeuge mit einer Flügelspannweite von etwa neun Metern, wurden bereits in der Ukraine zum Transport von Ausrüstung an die Front eingesetzt. Sie können bis zu 100 Kilogramm Ladung transportieren. Wird ein Waldbrand entdeckt, sollen sie im Schwarm das Feuer mit Löschmitteln erfolgreich bekämpfen - laut Unternehmen innerhalb von zehn Minuten. Waldbrände sollen auf diese Weise im Keim erstickt werden.

Auch fahrende Roboter wurden bereits zur Waldbrandbekämpfung eingesetzt. In Brandenburg ist seit 2021 ein Löschroboter des Typs FireCrabber im Einsatz. Das kleine Raupenfahrzeug wird ferngesteuert und kann bis zu 2750 Liter Wasser pro Minute versprühen. Die Einsatzzeit beträgt etwa sechs Stunden. Der Vorteil: In Brandenburgs Wäldern liegt oft alte Munition verstreut, die bei Bränden für Feuerwehrleute ein Risiko darstellt. Der Roboter kann dort für Menschen risikoarm gegen Brände eingesetzt werden.

Auch andere Feuerwehren in Deutschland ziehen nach: In Hanau wurde kürzlich ein Löschroboter vom Typ "Magirus Wolf R1" vorgestellt. Im brandgeplagten Kalifornien ist schon vor einigen Jahren erstmals der Löschroboter Thermite RS eingesetzt worden.

"Wir brauchen Mischwälder"

Sowohl beim frühen Erkennen als auch dem Bekämpfen von Waldbränden setzen Behörden immer mehr auf Technik. Experten weisen jedoch darauf hin, dass Hightech höchstens ein Teil der Lösung sein kann. Genauso wichtig sei die Vorkehrung.

Das Forschungsprojekt Pyrophob von acht deutschen Institutionen hatte fünf Jahre lang untersucht, wie Wälder in Zeiten des Klimawandels und steigender Waldbrandgefahr widerstandsfähiger werden können. Die beste Strategie? "Wir brauchen Mischwälder mit viel mehr Laubbäumen", sagte Projektleiterin Antje Bischoff kürzlich dem RBB. Denn: "Laub brennt schwerer als Nadelholz." Allerdings nehme das Zeit in Anspruch. Schnelle Lösungen gebe es nicht.