Häufige Albträume können das Leben verkürzen

Schlaf ist wichtig für die Regeneration. Wenn er häufig durch angsteinflößende Träume gestört wird, hat das massivere gesundheitliche Auswirkungen als Rauchen oder Bewegungsmangel. Doch es gibt Wege aus dem Albtraumstress heraus.

Menschen, die häufig Albträume haben, altern schneller. Das hat ein Forschungsteam des Imperial College London herausgefunden. Häufige Albträume könnten außerdem zu einem früheren Tod führen, erklären die Forschenden um Abidemi Otaiku auf dem Kongress der European Academy of Neurology in Helsinki, bei dem sie die Ergebnisse ihrer Langzeitstudie vorstellten. Die Effekte bestehen auch, wenn andere gesundheitliche Probleme berücksichtigt wurden.

Für die Untersuchung sammelten und werteten die Forschenden die Daten von 2429 Kindern im Alter von 8 bis 10 Jahren und 183.012 Erwachsenen im Alter von 26 bis 86 Jahren aus sechs Langzeitbevölkerungskohorten aus. Die Erwachsenen gaben selbst an, wie häufig sie Albträume hatten. Bei Kindern wurde die Häufigkeit der Albträume von den Eltern übermittelt. Einige der Teilnehmenden wurden bis zu 19 Jahre lang beobachtet.

Risiko für vorzeitigen Tod steigt enorm

Bei der Auswertung der Daten wurde klar, dass Erwachsene, die über wöchentliche Albträume berichteten, ein mehr als dreimal so hohes Risiko hatten, vorzeitig (also vor dem 70. Lebensjahr) zu sterben, im Vergleich zu diejenigen, die selten oder nie Albträume hatten. Kinder und Erwachsene mit häufigeren Albträumen wiesen auch eine schnellere biologische Alterung auf, die für etwa 40 Prozent des erhöhten Sterberisikos verantwortlich war.

Zudem wurde festgestellt, dass wöchentliche Albträume ein stärkerer Indikator für einen vorzeitigen Tod sind als andere bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Fettleibigkeit, schlechte Ernährung oder geringe körperliche Aktivität. Der Grund: Albträume beeinflussen sowohl die Schlafqualität als auch die -dauer negativ, was wiederum die nächtliche Zellregeneration und die -reparaturfähigkeit des Körpers beeinträchtigt.

"Unser schlafendes Gehirn kann Träume nicht von der Realität unterscheiden", erklärt Otaiku laut Mitteilung. "Deshalb wachen wir bei Albträumen oft schweißgebadet, nach Luft ringend und mit klopfendem Herzen auf - weil unsere Kampf-oder-Flucht-Reaktion ausgelöst wurde. Diese Stressreaktion kann sogar intensiver sein als alles, was wir im Wachzustand erleben."

Kombi aus Stress und Schlafstörung

Albträume führten zu einer anhaltenden Erhöhung des Cortisolspiegels, eines Stresshormons, das eng mit einer schnelleren Zellalterung verbunden ist, führt Otaiku aus. Bei Menschen, die häufig Albträume haben, könne dieser Stress den Alterungsprozess erheblich beeinflussen. Die Kombination aus chronischem Stress und Schlafstörungen trage wahrscheinlich zur beschleunigten Alterung unserer Zellen und unseres Körpers bei. Die Ergebnisse der Untersuchung waren für alle Geschlechter, Ethnien und psychischen Gesundheitszustände gleich. Das weist auf einen universellen Effekt hin.

"Die gute Nachricht ist, dass Albträume verhindert und behandelt werden können", so Otaiku. Einfache Maßnahmen wie eine gute Schlafhygiene, Stressbewältigung, die Behandlung von Angstzuständen oder Depressionen und der Verzicht auf das Anschauen von Gruselfilmen könnten Albträume wirksam reduzieren, betonte der Neurowissenschaftler. Da negative Effekte bereits bei monatlich auftretenden Albträumen zu sehen waren, zeige, wie wichtig es sei, Albträume als Gesundheitsrisiko anzuerkennen und in der Bevölkerung zu verringern.