Sonde fotografiert erstmals Südpol der Sonne

Zum ersten Mal in der Geschichte gelingen einem Raumfahrzeug Aufnahmen des Südpols der Sonne. Die Bilder der Sonde "Solar Orbiter" könnten helfen, das Magnetfeld der Sonne besser zu verstehen. Die Aufnahmen zeigen, wie sehr es sich von dem der Erde unterscheidet.

Viele Bilder wurden bisher von der Sonne gemacht - aber ihre Pole blieben einem direkten Blick bisher verborgen. Das liegt daran, dass die Erde, die anderen Planeten und alle modernen Raumfahrzeuge die Sonne in einer flachen Scheibe auf Höhe ihres Äquators umkreisen. Der europäischen Sonde "Solar Orbiter" ist es nun aber erstmals gelungen, auf einer stark geneigten Flugbahn Bilder der Sonnenpole zu machen. Die Aufnahmen wurden von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) veröffentlicht.

Entstanden sind die Bilder des Südpols der Sonne am 23. März 2025. Zu diesem Zeitpunkt befand sich "Solar Orbiter" in einem Winkel von 17 Grad unterhalb des Sonnenäquators und konnte so den Südpol der Sonne direkt beobachten. In den kommenden Jahren wird das Raumfahrzeug seine Umlaufbahn noch weiter neigen, sodass die besten Ansichten noch bevorstünden, kündigte die Esa an.

Hoffen auf Verständnis des Sonnenmagnetfelds

"Heute enthüllen wir die ersten Bilder der Menschheit vom Pol der Sonne", sagte Carole Mundell, Wissenschaftsdirektorin der Esa laut einer Mitteilung. Die neuen Aufnahmen der Mission seien der Beginn einer neuen Ära der Sonnenforschung. Forscher wollen mithilfe von "Solar Orbiter" das Sonnenmagnetfeld besser verstehen - und dessen Umkehrung alle elf Jahre, die mit einem Höhepunkt der Sonnenaktivität einhergeht.

"Wir wussten nicht genau, was wir von diesen ersten Beobachtungen erwarten sollten - die Pole der Sonne sind buchstäblich Neuland", sagte Sami Solanki vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Er leitet das Team, das für das sogenannte PHI-Instrument verantwortlich ist. Mit diesem wird die Sonne im sichtbaren Licht beobachtet und das magnetische Feld ihrer Oberfläche kartiert. Weitere Instrumente der Sonde erfassen die Sonne im UV-Bereich sowie die verschiedenen Schichten ihrer Atmosphäre.

Chaos am Südpol

Eine der ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Polbeobachtungen von "Solar Orbiter" ist die Entdeckung, dass das Magnetfeld am Südpol derzeit chaotisch ist. Während ein normaler Magnet einen klaren Nord- und Südpol hat, zeigen die Magnetfeldmessungen, dass am Südpol der Sonne sowohl magnetische Nord- als auch Südpole vorhanden sind.

Die nun veröffentlichten Aufnahmen sind laut Esa die ersten Beobachtungen, die "Solar Orbiter" aus seiner neuen, geneigten Umlaufbahn gemacht hat. Der komplette Datensatz des ersten vollständigen "Pol-zu-Pol"-Flugs an der Sonne vorbei wird voraussichtlich im Oktober 2025 auf der Erde eintreffen.