Auch in der Stadt müssen sich Wildvögel auf Nahrungssuche begeben. Ihr Jagdmuster passen sie dabei offenbar erfolgreich dem urbanen Umfeld an - und machen sich sogar den Verkehr und Ampelschaltungen zunutze.
Verkehrsstaus können dem Rundschwanzhabicht (Accipiter cooperii) offenbar bei der Nahrungssuche helfen. Das zeigt eine in der Fachzeitschrift "Frontiers in Ethology" erschienene Studie des Zoologen Vladimir Dinets von der University of Tennessee. Statt sich von Autos und langen Schlangen an roten Ampeln stören zu lassen, nutzt der Vogel demnach die Grünphase für Fußgänger zum geschützten Anflug auf seine Beute.
Beobachten konnte Dinets dies in West Orange im US-Bundesstaat New Jersey. An 18 verschiedenen Tagen im Winter 2021/22 beobachtete er jeweils zwölf Stunden lang, wie sich ein junger Rundschwanzhabicht beim Ertönen des Signals der Fußgängerampel zum Start der Grünphase in Position brachte. Sobald sich eine Schlange an wartenden Autos bildete , startete er seinen Beutezug. Die Autos nutzte der Vogel hierbei zur Deckung. Ziel seines Angriffs war jeweils ein Vogelschwarm, der sich vor einem Haus versammelte, vor dem eine Familie oft im Freien aß.
"Bemerkenswerte intellektuelle Leistung"
"Dieses Verhalten erforderte eine mentale Karte des Gebietes und das Verstehen des Zusammenhangs zwischen den Geräuschsignalen und der Änderung des Verkehrsmusters - eine bemerkenswerte intellektuelle Leistung für einen Jungvogel, der wahrscheinlich gerade erst in die Stadt gezogen war", schreibt Dinets in seiner Studie.
Obwohl Städte extrem gefährlich für Wildtiere seien, überwintern Rundschwanzhabichte in der Regel hier. Auch im folgenden Winter konnte Dinets diese Jagdweise erneut beobachten. Um im städtischen Umfeld zu überleben, müssten Wildtiere sich den Gegebenheiten anpassen, so der Experte. "Alles, was hier überleben kann, muss besondere Fähigkeiten haben und verdient unseren Respekt."
Dies kann man übrigens auch bei anderen Vögeln beobachten: So sind Krähen zum Beispiel dafür bekannt, dass sie Nahrungsmittel wie Walnüsse auf Straßen fallen lassen, damit Autos sie aufbrechen.