Donald Trump überzieht die Schweiz mit Zöllen. Der Grund: ein großes Handelsdefizit. Allerdings verzerrt Gold die Statistik extrem. Plötzlich rächt sich, dass die Schweiz eine Drehscheibe für den internationalen Handel mit dem Edelmetall ist.
Die Schweiz lernt das Klumpenrisiko kennen. Auch Otto-Normal-Anleger kennen das: Sind die Investments zu sehr auf eine Sache konzentriert, treffen negative Entwicklungen in diesem Bereich das gesamte Portfolio hart. Ein typisches Beispiel ist ein Portfolio, das zum Großteil aus Gold besteht. Fällt der Goldpreis, drohen gravierende, überproportionale Verluste.
Für die Schweiz ist Gold eines der wichtigsten Exportgüter in die USA - und eine wesentliche Ursache, für den großen Handelsüberschuss. Und dieser Überschuss ist der Grund, warum US-Präsident Donald Trump gegen die Schweiz selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hohe Zölle von 39 Prozent verhängt hat - einen der höchsten Sätze weltweit.
Im vergangenen Jahr betrug das Handelsdefizit der USA gegenüber der Schweiz rund 38 Milliarden Dollar. Dazu trugen Gold-Importe in Höhe von mehr als 14 Milliarden Dollar bei, sie verzerren die Statistik deutlich. Das hinderte Trump allerdings nicht daran, am "Liberation Day" im April der Schweiz Zölle in Höhe von 31 Prozent anzudrohen. Weil bis zur von ihm gesetzten Frist kein "Deal" mit der Schweiz erzielt wurde, erhöhte er die Zölle auf 39 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Gold-Importe aus der Schweiz sprunghaft an. In den ersten sechs Monaten gingen 475 Tonnen in die USA, nach 153 Tonnen im ganzen vergangenen Jahr. Das machte von Januar bis Juni rund 48 Milliarden Dollar aus - wertmäßig etwas mehr als die Hälfte der Ausfuhren der Schweiz in die USA.
Das liegt daran, dass die Schweiz eine Drehscheibe für den internationalen Handel mit Gold ist. Dabei wird das Edelmetall praktisch nur umgeschmolzen. Der Notenbank SNB zufolge wird in der Schweiz etwa ein Drittel des weltweit verkauften raffinierten Goldes produziert.
Zölle auf Gold verhängt?
Der Grund dafür: Die beiden weltweit wichtigsten Gold-Handelsplätzen New York und London verwenden verschiedene Barren. In London werden 400-Unzen-Barren verwendet, die etwa zwölf Kilogramm wiegen und ungefähr so groß sind wie ein Ziegelstein. In New York werden Ein-Kilo-Barren bevorzugt, die etwa die Größe eines Smartphones haben. Der Goldhandel läuft über die Schweiz als Zwischenstation. Rohgold und bestehende Barren werden dort verarbeitet, für bestimmte Märkte neu gegossen und dann exportiert.
Ironischerweise hat der sprunghafte Anstieg der Gold-Ausfuhren von der Schweiz in die USA mit Trump zu tun. Die von ihm angezettelten Handelskonflikte und verstärkte geopolitische Unsicherheit machen Gold als "sicheren Hafen" für Investoren attraktiver und teurer - und wenn der Goldpreis steigt, steigt automatisch der Wert der Schweizer Exporte in die USA.
Hinzu kommt: Nachdem Trump im April seine Zoll-Liste präsentiert hatte, beeilten sich Händler, Gold noch rechtzeitig in die USA zu bringen. In London kam es vorübergehend zu einer Goldknappheit. Denn Händler und Investoren fürchteten, dass Trump auch auf Gold-Barren Zölle erheben wird. Dazu kam es allerdings nicht - zumindest bislang. Denn der "Financial Times" zufolge haben die USA nun doch Zölle auf die Einfuhr von Ein-Kilo-Goldbarren verhängt. Die Zeitung beruft sich auf einen so genannten "Ruling Letter" der US-Zollbehörde, der ihr vorliege. Mit "Ruling Letters" werden Details zur Handelspolitik erläutert.
Sollten die Zölle tatsächlich verhängt worden sein, wäre es für die Schweiz als Goldhandelsplatz ein schwerer Schlag. Aber zumindest dürfte dann der Handelsüberschuss mit den USA sinken.