Wirtschaftsweise sieht "Hundertjahresplan" bei Trump

Die Trump-Administration hat eine langfristige Vision von autarkeren Vereinigten Staaten, so die Wirtschaftsweise Malmendier. Angesichts des US-Schuldenbergs könnten sich Investoren aber von dem Land abwenden - zum Vorteil Deutschlands.

Das Sachverständigenratsmitglied Ulrike Malmendier hat dem Eindruck widersprochen, Donald Trump verfolge eine erratische Wirtschaftspolitik. "Trump hat einen Hundertjahresplan dafür, Amerika weniger abhängig von anderen Ländern zu machen", sagte Malmendier der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Es gebe in der Trump-Administration eine langfristige Idee von einem autarkeren Amerika, "oder zumindest für eine Globalisierung mit anderen Regeln. Das ist jetzt anders als in Trumps erster Amtszeit", so die Wissenschaftlerin, die an der University of Berkeley forscht.

Dass Trump seine Zollpolitik erst einmal abgeschwächt hat, sei "zu großen Teilen der Börse zu verdanken", an denen sich Trump orientiere. Das sei durchaus ein gutes Vorgehen: "Die Börse zeigt uns ja, welche künftigen Erträge zu erwarten sind, wenn Ankündigungen in die Tat umgesetzt würden", sagte Malmendier. "Da bin ich mir ausnahmsweise mit ihm einig."

Mit großer Sorge blickt Malmendier auf die amerikanische Staatsverschuldung. Sie sehe die Stabilität der Staatsfinanzen in Gefahr, auch unabhängig von Trump. "Ich würde Trump fast zugutehalten, dass er dieses Thema jetzt angeht. Er sieht, dass die enormen Zinsausgaben den Staatshaushalt stark belasten und er versucht Schritte zu unternehmen, das einzudämmen, indem er sparen will", so die Ökonomin. Leider halte er es auch für richtig, den Zentralbankchef einzuschüchtern, damit dieser die Zinsen senke. "Ich bin froh, dass ihm das bislang nicht gelingt."

Zu einer Finanzkrise wird die Schuldenproblematik der USA aus ihrer Sicht aber nicht führen. "Ich sehe eher eine langsame Abwendung der Investoren von amerikanischen Staatsanleihen. Das tut uns in Deutschland gut, weil dann mehr Geld nach Deutschland fließt und unsere Zinsausgaben sinken könnten", so Malmendier.

Für die deutsche Wirtschaft sieht sie Chancen, sich zu erholen. "Sicherlich gibt es Hoffnung, dass es, wenn auch nicht dieses, dann im kommenden Jahr wieder bergauf gehen wird. Daran hat sich trotz der schlechten Nachrichten aus Amerika nichts geändert." Vieles werde davon abhängen, wie sich die Weltwirtschaft und die geopolitische Lage weiterentwickeln, analysierte die Wirtschaftswissenschaftlerin. "Es gibt durchaus das Szenario, dass Trump uns in eine globale Rezession reinreißen wird, der wir uns nicht so schnell werden entziehen können."