"Wirtschaftsweise" erwarten 2025 kein Wachstum in Deutschland

Nach Ex-Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gehen nun auch die "Wirtschaftsweisen" davon aus, dass es dieses Jahr kein Wachstum in Deutschland geben wird. Sie fordern Milliarden für zusätzliche öffentliche Investitionen und einen Bürokratieabbau.

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle - das dürfte sich auch unter der neuen Bundesregierung so schnell nicht ändern. Die "Wirtschaftsweisen" senken ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr und erwarten für 2025 nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts, also 0,0 Prozent. Im Herbst hatte der Sachverständigenrat noch mit einem Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet.

Die deutsche Wirtschaft befinde sich weiterhin in einer "ausgeprägten Schwächephase", teilte das fünfköpfige Gremium in Berlin mit. 2026 könnte sich die Konjunktur etwas erholen, mit einem Plus von einem Prozent Wachstum. Doch ob Deutschland auch mittel- und langfristig zurück in die wirtschaftliche Erfolgsspur findet, ist aus Sicht der Experten alles andere als sicher.

Nach zwei Rezessionsjahren in Folge hatte vor einem Monat der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck die Prognose der Regierung bereits heruntergeschraubt. Auch Habeck hatte nur eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts erwartet und für 2026 ein Wachstum von 1,0 Prozent.

Aus Sicht der "Wirtschaftsweisen" bremsen bürokratische Anforderungen und lange Genehmigungsverfahren das Wachstum. Auch die unberechenbare und sprunghafte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump belaste die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Der dadurch beschleunigte Strukturwandel werde in Zukunft auch Branchen und Regionen in Deutschland erreichen, die bisher wirtschaftsstark waren, wie es im Frühjahrsgutachten heißt.

Die wirtschaftliche Schwäche zeige sich am Arbeitsmarkt, heißt es im Gutachten. Im April war die Frühjahrsbelebung laut Bundesagentur für Arbeit vergleichsweise schwach ausgefallen. Die "Wirtschaftsweisen" rechnen damit, dass die deutsche Arbeitslosenquote im Jahr 2025 auf 6,2 Prozent steigt.

"Finanzpaket bietet eine große Chance"

Die neue Bundesregierung aus Union und SPD will die Wirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen entlasten. Für mehr Wachstum soll auch das 500 Milliarden schwere, kreditfinanzierte Paket für zusätzliche Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz sorgen.

Die "Wirtschaftsweisen" halten es für entscheidend, wie die Mittel konkret eingesetzt werden: Je mehr in zusätzliche öffentliche Investitionen fließe, desto größer seien die langfristigen Wachstumseffekte, heißt es im Frühjahrsgutachten. "Das Finanzpaket bietet eine große Chance: Richtig eingesetzt können die Mittel Deutschland zukunftsfähig machen und die Volkswirtschaft wieder auf einen höheren Wachstumspfad führen", sagte Ratsmitglied Achim Truger.

Neben Investitionen sehen die Ökonomen auch beim Bürokratieabbau erheblichen Nachholbedarf. Dieser müsse endlich Fahrt aufnehmen. Die "Wirtschaftsweisen" schlagen unter anderem weniger Informationspflichten, schnellere Antrags- und Genehmigungsverfahren und eine Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vor.