Deutsche beim Thema Gerechtigkeit zwiespältig

Eine Umfrage zur Gerechtigkeit zeigt die Deutschen uneinig. Nur jeder Fünfte sieht die Verteilung von Besitztümern als fair an. Gefragt nach der eigenen Situation sieht es anders aus: Hier ist fast jeder Zweite mit seiner wirtschaftlichen Lage im Reinen. Wichtiger als Umverteilung ist den Befragten etwas anderes.

Viele Deutsche empfinden die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland mit Blick darauf, was die Menschen besitzen und was sie verdienen, als ungerecht. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervor. Die Umfrageergebnisse liegen den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorab vor.

Demnach gaben 55 Prozent der Befragten an, die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht als gerecht zu empfinden. Nur 19 Prozent gaben an, dass sie die wirtschaftlichen Verhältnisse als fair betrachten. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Ost- und Westdeutschland: Im Osten gaben gerade einmal neun Prozent an, die Verhältnisse als gerecht zu empfinden. In Westdeutschland sind es 21 Prozent. Positiver wird dagegen die eigene Lage betrachtet: Hier empfindet der Umfrage zufolge mit 47 Prozent fast jeder Zweite die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse als gerecht, nur 30 Prozent empfinden sie als ungerecht.

Auf die Frage, welche Punkte als Gerechtigkeit verstanden werden, gaben 91 Prozent der Befragten an, dass alle Kinder gleiche Chancen auf eine gute Schulbildung erhalten müssten. 78 Prozent nannten, dass wer in Not gerate, Unterstützung vom Staat erhalten solle. Aber die Befragten fordern demnach auch Leistung ein: 77 Prozent gaben an, dass es gerecht ist, dass wer mehr leistet, auch mehr verdient. Drei Viertel forderten zudem, dass Sozialleistungen gekürzt werden sollten, wenn sich Arbeitslose nicht um Arbeit kümmern würden. Dass alle Menschen ähnlich viel Geld zum Leben zur Verfügung haben, empfinden demnach 21 Prozent als gerecht.

60 Prozent haben kein Problem mit Reichtum

Ein schlechtes Zeugnis in puncto Gerechtigkeit stellen die Befragten der Politik aus. 57 Prozent gaben an, dass die Politik dafür sorge, dass Ungerechtigkeit zunehme, nur sieben Prozent finden demnach, dass die Politik Ungerechtigkeiten reduziere.

Rund jeder vierte Befragte findet, dass sehr hohe Einkommen und Vermögen ein Zeichen von Ungerechtigkeit sind: 24 Prozent plädierten dafür, dass diese großen Unterschiede möglichst vermieden werden sollten, etwa durch hohe Steuern oder Abgaben für Reiche. 61 Prozent gaben dagegen an, dass sie es in Ordnung finden, wenn hohe Einkommen und Vermögen erzielt würden.

Die Umfrage unter 1040 Befragten ist Teil des neuen Buches "Gerechtigkeit: Wie wir unsere Gesellschaft zusammenhalten" der Stiftung Familienunternehmen. Autoren sind Nils Goldschmidt, Rainer Kirchdörfer und David Deißner. Das Buch soll am Montag vorgestellt werden.