Der chinesische Autobauer BYD verzehnfacht binnen weniger Jahre seine Verkaufszahl. 90 Prozent davon werden noch immer in der Heimat verkauft. Das solle sich bis 2030 ändern, berichten Insider. Vor allem in Europa sollen die Wagen künftig vermehrt rollen.
Chinas führender Autobauer BYD will Insidern zufolge bis 2030 die Hälfte seiner Fahrzeuge im Ausland verkaufen. Ein massiver Anstieg, der das Unternehmen zu einem Konkurrenten der weltgrößten Automobilhersteller machen würde, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Wachstum werde durch die Expansion in Europa und Lateinamerika vorangetrieben, während BYD und alle anderen chinesischen Auto-Marken aufgrund von Handelsbarrieren weiterhin vom US-Markt ausgeschlossen seien.
Führungskräfte von BYD hätten das Ziel für 2030 seit Ende vergangenen Jahres in kleinen Gruppen Investoren vorgestellt und dabei die Expansion in Europa als entscheidend betont, so einer der Insider. BYD sei nun überzeugt, "die richtigen Produkte zu haben, um seinen chinesischen Erfolg auf ausländischen Märkten zu wiederholen", erklärte eine weitere Person, die mit den Gesprächen des Automobilherstellers mit Investoren vertraut ist.
Das Ziel wäre selbst für ein Unternehmen mit BYDs schwindelerregenden Wachstumsraten eine große Herausforderung. Fast neun von zehn der 4,27 Millionen Elektroautos, Hybridautos, SUVs und Limousinen, die BYD im vergangenen Jahr verkaufte, wurden auf dem Heimatmarkt abgesetzt. Das Erreichen des ehrgeizigen Ziels, die Hälfte seiner Fahrzeuge außerhalb Chinas zu verkaufen, würde BYD - vor fünf Jahren noch ein mittelmäßiger Akteur - in die oberste Liga der globalen Automobilhersteller nach Fahrzeugabsatz und neben die multinationalen Giganten Toyota und Volkswagen katapultieren.
BYD stürzt VW in China vom Thron
BYD hatte VW bereits im vergangenen Jahr als führenden Automobilhersteller in China, dem größten Automarkt der Welt, abgelöst. Die weltweiten Verkäufe von BYD sind von weniger als 430.000 Fahrzeugen im Jahr 2020 auf ein Niveau gestiegen, das knapp hinter Ford und General Motors liegt.
Bill Russo, Chef des Shanghaier Beratungsunternehmens Automobility, verglich BYDs Fortschritte bei Elektrofahrzeugen mit Fords maßgeblicher Rolle bei der Massenproduktion von Fahrzeugen vor einem Jahrhundert. BYD-Vorsitzender Wang Chuanfu sagte selber, er sei "der Henry Ford des 21. Jahrhunderts."
BYDs Ambitionen dürften die Führungskräfte der anderen Autobauer aufschrecken. Ford-Chef Jim Farley bezeichnete BYD auf einer Investorenkonferenz im Februar als größte Bedrohung im "globalen Wettlauf" um die Entwicklung profitabler Elektrofahrzeuge. "Wir müssen gegen BYD antreten und gewinnen", sagte Farley.
Auch ausländische Regierungen haben Maßnahmen ergriffen, um einheimische Automobilhersteller vor chinesischen Importen zu schützen. BYD und andere chinesische Autobauer sehen sich mit Strafzöllen auf Elektrofahrzeuge konfrontiert, die in die Europäische Union geliefert werden. Um diese zu umgehen, will BYD künftig Autos für den europäischen Markt auch in Europa produzieren. Die Herstellung von E-Autos in Ungarn werde Ende dieses Jahres starten, danach folge eine Fabrik in der Türkei, hatte der chinesische Konzern jüngst angekündigt.