US-Abkommen mit Großbritannien lässt Anleger hoffen

Die US-Regierung wird sich mit Großbritannien in bestimmten Handelsfragen einig, im Streit mit China könnte es eine Annäherung geben. Beides sorgt an der Wall Street für verhaltenen Optimismus - aber auch nicht mehr. Die Boeing-Aktie profitiert von den Ankündigungen.

Die US-Börsen haben freundlich, aber nicht euporisch auf das Handelsabkommen der USA mit Großbritannien reagiert. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss 0,6 Prozent höher mit 41.368 Punkten - aber weit unter dem Tageshoch, das 400 Punkte höher lag. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,1 Prozent vor auf 17.928 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 0,6 Prozent auf 5663 Stellen.

Nach Bekanntgabe der Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem britischen Premierminister Keir Starmer hatten beide Länder getrennt voneinander Details genannt, von denen den Angaben zufolge aber viele erst noch ausgearbeitet werden müssten. Demnach bleiben die Zehn-Prozent-Zölle der USA gegen Großbritannien bestehen. Großbritannien senkt seinerseits seine Zölle für US-Waren von 5,1 auf 1,8 Prozent. Von Trump eingeführte Aufschläge auf Stahl und Aluminium werden jedoch komplett gestrichen.

Aktien von Fluggesellschaften legten zu. Im Rahmen des Abkommens sollen Flugzeugteile von Rolls-Royce von Zöllen befreit werden. US-Handelsminister Howard Lutnick sagte zudem, Großbritannien werde Flugzeuge von Boeing im Wert von zehn Milliarden Dollar kaufen. Details dazu blieben unklar. So war offen, ob es um Flugzeuge oder um Flugzeugteile geht und ob es sich um feste Bestellungen oder nur Optionen handelt. Boeing wollte sich nicht äußern. Boeing-Aktien stiegen um 3,3 Prozent.

Der Markt "will aufatmen"

Trump sagte zudem, er erwarte am Wochenende substanzielle Verhandlungen zwischen den USA und China und wäre nicht überrascht, wenn es eine Einigung gebe. US-Finanzminister Scott Bessent und der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer treffen am Samstag in Genf Chinas Vize-Ministerpräsidenten He Lifeng.

Finanzmarkt-Experten äußerten sich zu alldem zurückhaltend. "Der Markt sucht nach einem Vorwand, um aufatmen zu können und zu glauben, dass wir zu einem vernünftigeren Ergebnis kommen werden als zu einem totalen globalen Handelskrieg", sagte Scott Welch, Chief Investment Officer bei Certuity in Maryland. "Trump ist ein Showman, und wenn er sagt, dass die Gespräche am Wochenende in Genf substanziell sein werden, muss man ihn beim Wort nehmen - aber man weiß nie."

Am Devisenmarkt legte der Dollar-Index 1,1 Prozent auf 100,68 Punkte zu, während das britische Pfund und der Euro zur US-Devise nachgaben. "Ich denke, der Markt wird sich die veröffentlichten Informationen ansehen und fragen, inwieweit sie auf andere Länder anwendbar sind oder ob sie als Vorlage für weitere Abkommen dienen", sagte Steve Englander, Devisenexperte bei Standard Chartered.

Halbleiterhersteller legen zu

Chipaktien wurden von der Hoffnung auf geringere Exportbeschränkungen für KI-Halbleiter beflügelt. Die US-Regierung plant laut einem Sprecher, eine Regelung zu ändern, die den Export hochentwickelter Chips für Künstliche Intelligenz (KI) einschränkt. Aktien von Nvidia, Broadcom und AMD stiegen um bis zu 1,4 Prozent.

Steil abwärts ging es bei Krispy Kreme, nachdem die Donut-Kette ihren Ausblick zurückgezogen hat. Die Papiere rutschten um 24,7 Prozent ab. Das Unternehmen verwies bei der Streichung der Prognose auf konjunkturelle Unsicherheiten und Probleme bei seiner Partnerschaft mit McDonald's.

Der Bitcoin stieg um 4,8 Prozent auf 101.427 Dollar. "Die Investoren befinden sich im 'Risk-on-Modus', strömen in riskante Anlageklassen und verschwenden an potenzielle Risiken und Nebenwirkungen eines Investments derzeit keine Gedanken", sagt Analyst Timo Emden von Emden Research.

Nach oben ging es auch für die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um 3,1 Prozent auf 63,03 Dollar je Fass, die US-Sorte WTI um 3,5 Prozent auf 60,10 Dollar.

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