US-Wirtschaft schrumpft Anfang 2025 überraschend

Die US-Wirtschaft verliert mit Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump viel Tempo und schrumpft überraschend. Das Bruttoinlandsprodukt sinkt im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent. Auch vom Arbeitsmarkt kommen schlechtere Daten als erwartet.

Die US-Wirtschaft ist in den ersten Monaten der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump überraschend geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent, wie das US-Handelsministerium in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit 0,3 Prozent Wachstum gerechnet. Im Schlussquartal 2024 hatte es noch zu einem Anstieg von 2,4 Prozent gereicht.

Der aktuelle Rückgang ist größtenteils auf die Eile von US-Unternehmen zurückzuführen, vor Trumps umfassenden Zöllen ihre Lagerbestände zu erhöhen. Daten des US-Statistikamtes zeigen, dass das Handelsdefizit für Waren im März einen Rekordwert erreicht hat. Die Differenz zwischen Importen und Exporten ist ein wichtiger Faktor für die Berechnung des BIP.

Der von Trump angezettelte Handelskrieg wird sich laut Internationalem Währungsfonds nicht für die USA auszahlen. Im Gegenteil: Der IWF korrigierte jüngst seine Prognosen für die US-Wirtschaft drastisch nach unten. Demnach dürfte die US-Wirtschaft 2025 zwar noch um 1,8 Prozent und 2026 um 1,7 Prozent zulegen. Damit liegt die geschätzte Wachstumsrate aber 0,9 beziehungsweise 0,4 Prozentpunkte unter der IWF-Prognose vom Januar, als Trump erneut ins Weiße Haus einzog.

Auch die US-Notenbank Fed schaut sich genau an, wie sich die Zollpolitik des US-Präsidenten auf die Wirtschaft auswirkt und will dies bei ihrer Geldpolitik berücksichtigen. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben zuletzt ihren Leitzins bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, aber auch erklärt, notfalls zu handeln.

US-Wachstumszahlen werden auf das Jahr hochgerechnet, also annualisiert. Sie sind daher nicht direkt mit Wachstumsdaten aus Europa vergleichbar, wo auf ein Annualisieren verzichtet wird. Um näherungsweise auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.

"US-Wirtschaft steuert auf Sommerflaute zu"

In einer ersten Analyse sagte Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Das von Trump ausgerufene goldene Zeitalter beginnt mit einem klaren Fehlstart." Für die Vollbremsung des Wirtschaftswachstums müsse sich der Republikaner den Schuh anziehen. "Die starken Vorzieheffekte in Erwartung der Zollerhöhungen werden sich zwar so nicht wiederholen. Der Zickzack-Kurs der US-Regierung sorgt aber weiterhin für hohe Unsicherheit." Bei Investitions- und Konsumentscheidungen sei vorerst Zurückhaltung angesagt. "Wegen der sichtbarer werdenden zollbedingten Belastungen steuert die US-Wirtschaft auf eine Sommerflaute zu", so der Wirtschaftsexperte.

Die wirtschaftspolitischen Zahlen zu den ersten Monaten in der zweiten Amtszeit von Trump waren mit Spannung erwartet worden, besonders angesichts der radikalen Zollpolitik, die Trump seit seinem Amtsantritt im Januar verfolgt. Der Republikaner hat in den vergangenen Monaten im großen Stil Sonderabgaben auf Einfuhren aus aller Welt verhängt. Besonders betroffen davon ist China.

Trump sorgt mit zahlreichen Zollankündigungen, -rücknahmen und einer insgesamt erratischen Handelspolitik seit Wochen für große Unsicherheit. An den Finanzmärkten hatte dies zeitweise heftige Marktturbulenzen zur Folge. Der 78-Jährige verspricht dabei durchgehend, seine Zollpolitik mache das Land reich, die US-Wirtschaft erfolgreicher denn je.

Fachleute waren nicht davon ausgegangen, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen würde. Erwartet worden war, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der aggressiven Zollpolitik erst in den kommenden Wochen und Monaten richtig bemerkbar machen würden.

62.000 statt 115.000 neue Jobs

US-Unternehmen haben unterdessen einer Umfrage zufolge im April weit weniger Stellen geschaffen als gedacht. In der Privatwirtschaft entstanden 62.000 neue Jobs, wie aus einer Firmenbefragung des Personaldienstleisters ADP hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit 115.000 Jobs gerechnet. Im März waren es nach unten revidierte 147.000 neue Stellen gewesen.

Der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten kühlt sich damit weiterhin ab. Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Zollkrieg mit den wichtigsten Handelspartnern wird Ökonomen zufolge Unternehmen weiter dazu zwingen, Mitarbeiter zu entlassen. Regierungsdaten hatten am Dienstag gezeigt, dass die Zahl der offenen Stellen im März auf ein Sechs-Monats-Tief gefallen ist. Auf jeden Arbeitslosen kamen damit rechnerisch 1,02 offene Stellen, ein leichter Rückgang gegenüber 1,06 im Februar.

Am Freitag will die US-Regierung den Arbeitsmarktbericht für April veröffentlichen, der auch die Jobs im öffentlichen Dienst einschließt. Auf diesen schaut auch die US-Notenbank Fed genau, um über mögliche Zinssenkungen zu entscheiden.