Ukraine meldet drittgrößten russischen Luftangriff

In der Nacht greift Russland die Ukraine mit Hunderten Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern an. In der Regionalhauptstadt Saporischschja werden nach Behördenangaben zwei Menschen getötet und viele weitere verletzt. Ziel der Russen ist auch, wieder einmal, die Energieinfrastruktur.

Bei neuen russischen Angriffen mit Drohnen und Raketen sind in der südukrainischen Stadt Saporischschja nach Behördenangaben zwei Menschen getötet worden. Mehr als 20 weitere Menschen wurden bei den Angriffen verletzt, wie die ukrainischen Behörden mitteilten.

Im Südosten von Saporischschja wurden nach Angaben von Regionalgouverneur Iwan Fedorow zwei Menschen getötet, 17 weitere wurden demnach verletzt, darunter sechs Kinder. Auf von den Behörden veröffentlichten Bildern waren mehrere Stockwerke eines eingestürzten Wohnhauses zu sehen. Vier weitere Menschen wurden in der Region Winnyzja nahe Kiew verletzt. Auch über der Hauptstadt waren Drohnen zu hören.

Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte an den Westen, mehr Druck auf Moskau durch Sanktionen auszuüben. "Wir zählen auf die USA, Europa und die G7-Länder, Moskaus Absicht, alle zu zerstören, nicht zu ignorieren", erklärte der ukrainische Staatschef in Onlinediensten. Die russischen Streitkräfte hätten Zivilisten und Energieanlagen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und in neun Regionen des Landes attackiert. Der Führung in Moskau warf er vor, sie habe die "Absicht, alles zu zerstören".

Dem privaten Energieversorger DTEK zufolge wurden Kraftwerke in verschiedenen Regionen beschädigt. Die ukrainische Regierungschefin Julia Swyrydenko sprach von "systematischem Energieterror" durch Russland. Moskau greife "vor Beginn des Winters das Leben, die Würde und die Wärme der Ukrainer an", erklärte sie in Onlinediensten. In der westukrainischen Region Lwiw wurden nach Angaben des Regionalgouverneurs zwei Energieanlagen getroffen. Das Energieministerium teilte mit, dass "eine erhebliche Anzahl von Verbrauchern" infolge der Angriffe von der Stromversorgung abgeschnitten worden sei.

Stromabschaltungen in vielen Regionen

Der staatliche Netzbetreiber Ukrenergo hatte zuvor mitgeteilt, dass infolge der Angriffe in weiten Teilen des Landes der Strom abgeschaltet worden sei. Energieministerin Switlana Grintschuk teilte mit, es würden "Rettungskräfte, Reparaturteams und Energiespezialisten damit beginnen, die Folgen des Angriffs zu beseitigen, die Stromversorgung wiederherzustellen und die Schäden zu begutachten".

Das russische Verteidigungsministerium erklärte seinerseits, "massive" Raketen- und Drohnenangriffe auf militärisch-industrielle Anlagen, Energieinfrastruktur und Luftstützpunkte in der Ukraine verübt zu haben. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge griff Moskau mit 52 Raketen und 653 Drohnen an, wovon die Luftverteidigung 623 habe abfangen können. Es ist der drittgrößte Angriff auf zivile Infrastruktur seit Beginn der Vollinvasion im Februar 2022.

Ukrainische Drohen über Brjansk und Moskau

Derweil meldete das russische Verteidigungsministerium den Abschuss von 170 ukrainische Drohnen. 48 in der Nacht gestartete ukrainische Drohnen seien in der westrussischen Region Brjansk an der Grenze zur Ukraine abgewehrt worden, neun in der Region Moskau.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund dreieinhalb Jahren feuert Russland fast täglich Drohnen und Raketen auf die Ukraine ab. In den vergangenen Wochen hat Russland seine Angriffe auf die zivile Infrastruktur noch einmal verstärkt, Tausende Menschen sind angesichts des nahenden Winters ohne Strom und Heizung. Im Gegenzug hat die Ukraine ihre Angriffe auf die westlichen Grenzregionen Russlands sowie auf dessen Öl- und Gasanlagen intensiviert.