Heftige Kritik in Israel, Zustimmung von der Hamas und den Palästinensern: Die Reaktionen auf Macrons Ankündigung, Frankreich wolle Palästina als Staat anerkennen, könnten nicht unterschiedlicher sein. Im Westjordanland wächst die Hoffnung, dass weitere Länder dem Beispiel folgen.
Die radikalislamische Hamas hat die Ankündigung Frankreichs, im September einen palästinensischen Staat anzuerkennen, als "positiven Schritt" begrüßt und weitere Staaten aufgefordert, dem Beispiel zu folgen. "Wir betrachten dies als einen positiven Schritt in die richtige Richtung, um unserem unterdrückten palästinensischen Volk Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sein legitimes Recht auf Selbstbestimmung zu unterstützen", erklärte die Hamas. "Wir rufen alle Länder der Welt - insbesondere europäische Nationen und jene, die den Staat Palästina bisher noch nicht anerkannt haben - auf, dem Beispiel Frankreichs zu folgen", hieß es in der Erklärung weiter.
Macron hatte am Donnerstag die Anerkennung eines palästinensischen Staats angekündigt. "Getreu seinem historischen Engagement für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Nahen Osten habe ich beschlossen, dass Frankreich den Staat Palästina anerkennen wird", erklärte der Präsident in mehreren Onlinediensten. Er werde dies "im September dieses Jahres auf der Generaldebatte der Vereinten Nationen feierlich verkünden". Derzeit sei es "dringend notwendig, dass der Krieg im Gazastreifen zu Ende geht und die Zivilbevölkerung in Sicherheit lebt", erklärte Macron. In diesem Zusammenhang müsse "endlich der Staat Palästina aufgebaut" werden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und andere israelische Politiker hatten diesen Schritt scharf verurteilt.
Auch die Palästinenser haben die Ankündigung begrüßt. Der Schritt "spiegelt das Bekenntnis Frankreichs zum Völkerrecht und seine Unterstützung für das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung und die Gründung unseres unabhängigen Staates wider", sagte Hussein al-Scheich, Stellvertreter und mutmaßlicher Nachfolger von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.
Gipfeltreffen im September geplant
Auf den Straßen im Westjordanland äußerten Palästinenser die Hoffnung, dass nun weitere Länder dem Beispiel folgen würden. Das Engagement Frankreichs sei eine "moralische Verpflichtung" und ein "politischer Sieg für das palästinensische Volk", sagte ein Passant. "Wir sind sehr dankbar für die Haltung Frankreichs", erklärte ein anderer und fügte hinzu, er hoffe, dass der Schritt zu Frieden im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen führen werde.
Im September ist ein Gipfeltreffen von Staats- und Regierungschefs geplant, um eine Zweistaatenlösung voranzutreiben - also die friedliche Koexistenz eines Palästinenserstaats neben Israel. Bislang haben nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 142 Staaten weltweit einen Palästinenserstaat anerkannt. Die USA und Israel lehnen die Errichtung eines Palästinenserstaates ab.