Tschetschenen-Führer Kadyrow bittet Putin um Entlassung

Schon mehrmals bat Tschetscheniens Staatsführer Ramsam Kadyrow um die Erlaubnis, aus seinem Amt zu scheiden. So deutlich wie jetzt war er allerdings nie. Ein Nachfolger für Kadyrow könnte bereits gefunden sein - in der eigenen Familie.

Der tschetschenische Diktator Ramsan Kadyrow bittet den russischen Präsidenten Wladimir Putin um seinen Rücktritt als Oberhaupt der Republik Tschetschenien. Das sagte er dem staatlich kontrollierten russischen Sender "Tschetschenien heute": "Ich selbst bitte darum, von meinem Posten entbunden zu werden", so Kadyrow. "Ein anderer wird seine eigenen Initiativen, seine eigene Vision haben. Ich hoffe, dass mein Antrag unterstützt wird."

Die Erklärung kam parallel zu Nachrichten, seine Bauchspeicheldrüsennekrose schreite rasch voran. Angeblich soll sein minderjähriger Sohn Adam zu seinem Nachfolger ernannt werden, wie die unabhängige russische Mediengruppe Novaya Gazeta Europe berichtete.

Der Gazeta zufolge kam Kadyrow Anfang Februar in ein Krankenhaus. Das tschetschenische Regime verschleierte die Hintergründe des Aufenthalts dem Bericht zufolge komplett. Nach zwei Tagen trat das Staatsoberhaupt zwar wieder öffentlich auf. Doch es sollen weitere Klinikaufenthalte - auch über Nacht - gefolgt sein. Örtliche Medien berichteten daraufhin, dass Kadyrow sichtlich verändert auftrat. Von seiner einstigen "Freude" sei nichts mehr übrig.

Kadyrow-Tochter trat kürzlich zurück

Es wäre nicht der erste Rücktritt in der Kadyrow-Familie. Seine Tochter Aishat Kadyrowa war bis vor Kurzem noch Vize-Ministerpräsidentin in dem Land. Ende Februar verkündete sie ihren Rücktritt in einem Posting auf Instagram, der inzwischen nicht mehr aufrufbar ist. "Nach reiflicher Überlegung habe ich mich zum Rücktritt entschlossen, da die Arbeit in der Regierung eher zu einem starken Mann passt", gab sie bekannt. Sie wolle jedoch "weiterhin zum Wohle der Republik arbeiten und Geschäfte machen".

Schon seit Längerem spricht Kadyrow von seinem Rücktritt. "Meine Zeit ist gekommen. Jeder Mensch hat seine Grenzen", sagte er etwa im Jahr 2022. "Egal wie respektiert und lang ersehnt ein Gast ist, wenn er pünktlich abreist, ist es umso angenehmer." Einen Monat nach dieser Äußerung distanzierte sich der Diktator jedoch wieder davon. Nach Angaben des unabhängigen russischen Medienunternehmens Astra gab Kadyrow zuvor bereits 2016 und 2017 ähnliche Erklärungen ab. In den früheren Fällen wurden seine Rücktrittsgesuche allerdings nicht genehmigt - oder er zog sie selbstständig zurück.

Kadyrow regiert Tschetschenien seit 2007. Unter seiner Führung ist die Tschetschenische Republik zu einer der weltweit gefährlichsten Regionen geworden, berüchtigt für gewaltsames Verschwinden von Menschen, Folter und außergerichtliche Tötungen. Die USA und andere westliche Verbündete haben wegen der Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien Sanktionen gegen Kadyrow und seine Familie verhängt.