Guttenberg: Bei 35 Prozent für AfD könnte die Union Junior-Partner werden

Die AfD legt in Umfragen immer weiter zu. Sollte sie bei der Bundestagswahl in vier Jahren die Mehrheit der Stimmen verbuchen, würde die Union "im Zweifel" mit der Partei koalieren, sagt Ex-Minister Guttenberg - auch wenn er sich etwas anderes wünscht.

Karl-Theodor zu Guttenberg hält eine Zusammenarbeit der Unionsparteien mit der Alternative für Deutschland nach der nächsten Bundestagswahl für möglich. "Ich halte es nicht für ausgeschlossen", sagte der ehemalige Wirtschafts- und Verteidigungsminister dem "Spiegel".

Seiner Prognose nach könnte die AfD bei der Wahl im Jahr 2029 bei 35 Prozent landen, "wenn es nicht gelingt, diese tatsächliche Monstrosität an Aufgaben, die jetzt vor dieser neuen Regierung liegt, innerhalb von zwei Jahren so zu bedienen, dass Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewonnen wird". Gleichwohl "hofft" er, dass die AfD nicht so groß werde, wie Guttenberg weiter sagte.

"Aufgrund dieser 35-Prozent-Option, Möglichkeit, ist ein Ausschluss im Jahre 2029 vor dem Hintergrund der dann handelnden Protagonisten nicht auszuschließen", fuhr der CSU-Politiker fort. "Im Zweifel ist man Junior-Partner." Um das zu verhindern, seien die kommenden Jahre entscheidend. "Der Druck ist im Kessel", sagte Guttenberg. "Diese zwei Jahre werden entscheidend sein. Ich glaube, die Geduld der Menschen wird auch nicht länger als zwei Jahre reichen."

In aktuellen Umfragen erreicht die AfD 25 Prozent, genauso wie die Union. Mit 10 Prozentpunkten Rückstand folgt die SPD (15 Prozent) vor den Grünen (12 Prozent) und Linken (10 Prozent). BSW und FDP verharren der Erhebung zufolge mit jeweils 3 Prozent in der Bedeutungslosigkeit.

Guttenberg wünscht sich "Ehrlichkeit mit der Bevölkerung"

Auf die Frage, ob die Wehrpflicht wieder eingeführt werden solle, sagte Guttenberg deutlich: "Ja, wenn man auch hier mit der Bevölkerung ehrlich ist." Spätestens mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hätte es ein Umdenken der Regierung geben müssen, so der ehemalige Minister. "Im Jahre 2022 und eigentlich schon im Jahre 2014 hätte man die Entscheidung überdenken müssen."

Dass die Wehrpflicht damals unter seiner Verantwortung ausgesetzt wurde, verteidigte Guttenberg jedoch. "Wir konnten uns die Wehrpflicht schlichtweg nicht mehr leisten. Es war eine relativ ungerührte Ansage der Bundeskanzlerin, inklusive des Bundesfinanzministers, dass auf Teufel komm raus gespart werden musste."

Rückblickend würde er sich wünschen, eine andere Option gehabt zu haben. Er "hätte gerne" die Wehrpflicht beibehalten. Über ein 100-Milliarden-Sondervermögen hätte sich der Politiker freilich gefreut. "Ich hätte ein paar Purzelbäume gemacht", gab er preis.