Kiew: Russland verstieß über 700 Mal gegen Waffenruhe

Seit Mitternacht gilt eine von Moskau ausgerufene dreitägige Feuerpause. Nach ukrainischen Angaben hält sich Russland jedoch nicht an seine eigene Waffenruhe. Hunderte Verstöße seien registriert worden. Russland meldet seinerseits ukrainische Angriffe.

Russland hält nach Angaben aus Kiew die eigens erklärte Waffenruhe nicht ein. "Unseren militärischen Daten nach greifen russische Kräfte weiter an der gesamten Frontlinie an", schrieb der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X. Insgesamt habe das russische Militär seit Mitternacht mehr als 700 Mal gegen die Waffenruhe verstoßen.

Zuvor teilte die ukrainische Luftwaffe mit, dass in sieben Regionen im Osten der Ukraine Luftalarm ausgerufen worden sei. Obwohl Russland eine Waffenruhe angekündigt habe, bestehe die Gefahr, dass es ballistische Raketen einsetze. Am Morgen meldete die Luftwaffe zudem, dass Russland die ostukrainische Region Sumy in der Nacht mit Lenkbomben angegriffen habe.

Putin hatte anlässlich der Feierlichkeiten zum Weltkriegsende einseitig eine dreitägige Waffenruhe angeordnet, die um Mitternacht in der Nacht in Kraft getreten war. "Wie vorhersehbar erweist sich Putins 'Parade-Waffenruhe' als Farce", schrieb der ukrainische Außenminister Sybiha. "Die russischen Streitkräfte greifen weiterhin entlang der gesamten Frontlinie an."

Moskau beklagt ukrainische Verstöße und Durchbruchsversuch

Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete hingegen, dass die russische Armee sich streng an die Feuerpause halte und nur auf ukrainische Angriffe reagiere. Im russischen Gebiet Kursk habe es einen ukrainischen Durchbruch-Versuch gegeben, teilte das Ministerium in Moskau weiter mit. Das russische Militär beklagte auch 488 ukrainische Verstöße gegen die Waffenruhe, obwohl die Führung in Kiew ihr öffentlich gar nicht zugestimmt hatte.

Das russische Militär beklagte auch 488 ukrainische Verstöße gegen die Waffenruhe, obwohl die Führung in Kiew ihr öffentlich gar nicht zugestimmt hatte. Es habe Angriffe mit Drohnen und Artillerie gegeben, hieß es in Moskau mit Blick auf Berichte, dass die ukrainischen Streitkräfte doch ebenfalls einen Befehl für eine Waffenruhe aus Kiew erhalten hätten.

Selenskyj: Müssen das "Böse" gemeinsam bekämpfen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs die Rolle seines Landes bei der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus betont. Acht Millionen Ukrainer seien im Kampf um die Freiheit damals gefallen, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft, die er bei einem Gang durch Kiew in Anwesenheit von Passanten aufnahm.

Auch heute müsse das "Böse" mit vereinten Kräften bekämpft werden. Russland brauche, wenn es sich nicht ändere, eine "Entnazifizierung und Demilitarisierung", sagte er mit Blick auf die für diesen Freitag geplante große Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau.