Forscher entdecken neues "Feenwesen" in Tümpel

Ein kleiner Tümpel im Westen Indiens entpuppt sich als Hotspot für Artenvielfalt: Neben Wasserpflanzen, Armfüßlern und Kaulquappen lebt dort auch eine völlig neue Krebsart, die Forscher nun entdecken. Die kleinen Tierchen könnten dabei nicht die einzigen bislang unbekannten Wesen dort sein.

In einem kleinen unscheinbaren Teich am Straßenrand in Westindien machen Forschende eine sensationelle Entdeckung: Sie finden eine neue Art sogenannter Feenkrebse. Sie taufen die bislang unbekannten Tierchen auf den Namen Streptocephalus warliae - zu Ehren des indigenen Warli-Stammes, der in dieser Region lebt und dessen Frauen für ihre unverwechselbaren Gemälde aus natürlichen Materialien bekannt sind.

Die neue Art erreicht knapp zwei Zentimeter Körperlänge und ist bislang ausschließlich von diesem einen Gewässer bekannt, wie das Forschungsteam in ihrer Studie in der Fachzeitschrift "Zoosystematics and Evolution" berichtet. Die Forscher hatten den Teich auf dem Jawahar-Plateau im Bundesstaat Maharashtra ursprünglich nach anderen Kleinstlebewesen abgesucht, als ihnen mehrere Exemplare des neuen Krebses ins Netz gingen - darunter ein Weibchen mit Dutzenden Eiern. Das sei ein Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um eine stabile Population handle, heißt es in der Studie. Wie viele Tiere dort genau leben, ist aber unklar.

Bekannt ist die Streptocephalus-Gattung für ihre charakteristische Schwimmweise: kopfüber, mit den Beinen nach oben. Sie werden in der Regel nur 6 bis 12 Wochen alt. Wie Triops legen Feenkrebse Eier, die jahrzehntelang überdauern und bei passenden Bedingungen schlüpfen können.

Fragiler Lebensraum muss geschützt werden

Feenkrebse leben typischerweise in temporären Gewässern, die durch Regen gefüllt werden und wieder austrocknen. Daher sei es wichtig, diese fragilen Ökosysteme zu schützen, betonen die Forschenden - denn sie könnten weitere unbekannte Arten beherbergen, wie etwa dieser namenlose Tümpel. Aufgrund zunehmender Bebauung in der Region empfehlen die Forscher, den neuentdeckten Warli-Feenkrebs in die Rote Liste bedrohter Arten aufzunehmen.

Er ist den Biologen zufolge eine von sieben Streptocephalus-Arten, die auf dem indischen Subkontinent gefunden wurden - und erst die zweite, die im nördlichen Teil der Westghats entdeckt wurde. Die Region gilt laut Fachleuten als "unzureichend erforscht" und könnte noch zahlreiche Arten bergen, die nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen.