Warum sieht der Mond auf dem Smartphone so klein aus?

Ein schöner Vollmond steht oft sehr beeindruckend am klaren Himmel. Aber wenn man ihn mit dem Smartphone fotografiert, ist er nur ein kleiner heller Punkt auf einem riesigen schwarzen Hintergrund. Warum das so ist und was man dagegen machen kann, erklärt ein Experte ntv.de.

Am Abend des 12. Juni konnte man überall auf der Welt ein besonderes Schauspiel am Himmel beobachten: anscheinend besonders groß, besonders hell, dazu tief stehend und rötlich - der sogenannte Erdbeermond. Doch wer spontan zum Smartphone griff, sah auf dem Bildschirm nur einen wenig beeindruckenden Lichtfleck. Ein bekanntes Problem, das bei vielen für Frust sorgt. Doch was steckt dahinter?

"Das Größenverhältnis zwischen Mond und umgebenden Objekten auf dem Smartphone ist das reale Größenverhältnis", erklärt Tim Florian Horn, Direktor des Zeiss-Großplanetariums und der Archenhold-Sternwarte und Vorstand der Stifung Planetarium Berlin, gegenüber ntv.de. Der Unterschied zur menschlichen Wahrnehmung liegt an den technischen Grenzen von Kameras - und daran, wie unser Gehirn Bilder interpretiert.

Wahrnehmung getäuscht

Die menschliche Wahrnehmung funktioniert anders als ein Kamerasensor, so Horn: Unsere Augen nehmen Licht nicht in gleichmäßigen Abständen wahr - Helligkeitsunterschiede erscheinen uns deshalb drastischer. Außerdem haben wir ein deutlich weiteres Sichtfeld als eine Smartphone-Kamera. So wirkt auf den Betrachter der Mond viel präsenter, weil er ihn im Kontext mit Gebäuden, Landschaft und Himmel wahrnimmt. Dem Smartphone dagegen fehlt durch das kurze Objektiv genug optischer Zoom - und das lässt den Mond klein und entfernt erscheinen.

Besonders eindrucksvoll ist der Mond oft beim Aufgang - wenn er knapp über dem Horizont steht. Der Grund: eine optische Täuschung, die als Mondtäuschung bekannt ist. "Der Mensch nimmt den Himmel nicht als perfekte Kuppel wahr, bei der alle Objekte gleich weit entfernt sind", erklärt Horn. Unser Gehirn verarbeitet durch unsere evolutionsbiologische Prägung die Horizontnähe als Hinweis auf Nähe. Der Mond erscheint uns deshalb größer, wenn wir ihn mit Objekten am Boden vergleichen können. Steht er höher am Himmel, fehlt dieser Bezug - und er wirkt kleiner.

Wie man den Mond trotzdem gut fotografieren kann

Lässt sich der Mond auch mit dem Smartphone beeindruckend ablichten? Grundsätzlich ja - aber nur mit Hilfsmitteln. "Dazu braucht man ein kleines Teleskop mit Handyhalterung", so Horn. Das optische System vergrößert das Bild, ein Mondfilter hilft bei der Belichtung. Ohne zusätzliches Equipment bleibe das Mondfoto auf dem Handy meist enttäuschend, die Kamerasensoren sind schlicht zu klein.

Zudem warnt der Astronom vor irreführender Werbung: Einige Smartphone-Hersteller hätten in der Vergangenheit suggeriert, ihre Geräte könnten den Mond naturgetreu einfangen - später stellte sich heraus, dass stattdessen vorgefertigte Bilder eingeblendet wurden. "Da wurde einfach immer dasselbe Mondbild in das Foto montiert", sagt Horn.

Supermond und Erdbeermond

Tatsächlich verändert sich die scheinbare Größe des Mondes ein wenig - aufgrund seiner elliptischen Umlaufbahn um die Erde. Doch dass er dabei bis zu 30 Prozent heller wirke, sei übertrieben. "Wenn man es nachrechnet, ist er tatsächlich nur geringfügig größer und heller", erklärt Horn. Auch der Begriff Supermond ist wissenschaftlich nicht exakt - er stammt ursprünglich aus der Astrologie.

Übrigens: Der Begriff Erdbeermond geht auf die nordamerikanischen Ureinwohner zurück. Sie benannten den Juni-Vollmond nach der Zeit der Erdbeerernte. Die rötliche Färbung des Mondes an diesem Abend hat hingegen einen physikalischen Grund: Steht der Mond besonders tief, muss sein Licht eine lange Strecke durch die Atmosphäre zurücklegen, bis es auf die Netzhaut trifft. Dabei wird der kurzwellige blaue Teil des Lichts eher absorbiert als der langwellige rote, sodass der Mond rötlich erscheint.