An einem Badesee in Bayern kommt es zu einem Zwischenfall mit einem großen Fisch: Ein Wels beißt um sich und verletzt mehrere Badegäste. Wie gefährlich sind diese Tiere, die mehr als zwei Meter lang werden können - und sich in Deutschland ausbreiten? ntv.de fragt einen Experten.
Ein Wels sorgt für Entsetzen an einem Badesee in Mittelfranken. Ein mehr als zwei Meter langer Wels beißt um sich und verletzt mindestens fünf Badende, die Bisswunden davontrugen. Ein Polizist greift schließlich ein und erschießt das Tier mit seiner Dienstwaffe. Mehr als 90 Kilogramm wiegt der Fisch, der schließlich geborgen wird.
Das ist nicht das erste Mal, dass Menschen von Wels-Angriffen berichten. In den vergangenen Jahren sorgen ähnliche Zwischenfälle immer wieder für Schlagzeilen vom "Seemonster" und "Killerwels". Eine Wels-Attacke im Jahr 2008 auf eine Frau in Berlin führte zur regelrechten Legendenbildung: "Nessi vom Schlachtensee". Doch wie gefährlich sind diese riesigen Fische eigentlich?
"Der Wels ist von Haus aus kein aggressives Tier", sagt Johannes Schnell vom Landesfischereiverband Bayern zu ntv.de. "Es gibt jedoch eine bestimmte Phase im Sommer, in der Männchen ihre Gelege bewachen und auch gegen Menschen verteidigen."
"Kann keine Fleischbrocken herausreißen"
Auch im Fall des Brombachsees sei das sehr wahrscheinlich der Fall gewesen. In dem künstlich angelegten See in Mittelfranken gibt es eine Badeinsel, an deren Struktur der Wels wahrscheinlich sein Gelege angehaftet hätte - und es dann gegen Badegäste verteidigte, die er als Bedrohung wahrgenommen hätte.
"Tödlich sind solche Attacken nicht", sagt Schnell. Das liege daran, dass er Wels nur ganz kleine, aber zahlreiche Zähne auf Zahnplatten besitze, die mit der Haut eines Hais oder Schmirgelpapier vergleichbar seien. "Der Fisch kann gar keine größeren Fleischbrocken herausreißen." Menschen würden durch Bisse maximal Schürfwunden davontragen.
Welse, auch Waller genannt, fressen Fische, Frösche, Schnecken, auch Mäuse und Ratten, so Schnell. Ein als "Kuno" bekannt gewordener Riesenwels verschlang 2001 in Mönchengladbach sogar einen Dackelwelpen. Der Mensch falle aber definitiv nicht ins Beuteschema, so der Experte. Zwar könnten die Tiere, die in ganz Deutschland verbreitet sind, eine Größe von zwei Metern und mehr erreichen. Dennoch seien selbst kleine Kinder oder Babys nicht gefährdet - dafür sei das Maul der Tiere einfach nicht groß genug. Die größere Gefahr bestehe darin, so Schnell, dass Badende sich durch einen Biss eines Welses so stark erschrecken, dass sie in eine Notlage im Wasser geraten - und im schlimmsten Fall ertrinken.
Biss "so wahrscheinlich wie Lottogewinn"
Dennoch bezeichnet Schnell das Risiko, von einem Tier gebissen zu werden, als gering. "Die Wahrscheinlichkeit ist etwa so hoch, wie im Lotto zu gewinnen." Allerdings breitet sich der Wels mit den steigenden Gewässertemperaturen in Deutschland weiter aus, "was statistisch die Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls erhöht", so Schnell. Denn die Fischart sei ein Profiteur des Klimawandels, da sie warme Gewässer bevorzuge. Eine steigende Wassertemperatur erlaube zudem längere Wachstumsphasen, wodurch die Tiere auch größer würden.
Schnell warnt aber davor, die heimische Art zu verteufeln. "Dieser Fisch ist kein Killer-Wels. Man braucht keine Angst vor ihm zu haben."