Gibt es bald keine Raucher mehr?

Rauchen galt einst als Zeichen von Coolness und Emanzipation. Heute sinkt der Anteil der Raucher in Deutschland auf historische Tiefstände. Besonders die junge Generation wendet sich zunehmend vom Tabakkonsum ab.

Wer rauchte, war mal wer: In den 1950er Jahren war Rauchen in Deutschland weitverbreitet und gesellschaftlich hoch angesehen. Es galt als Zeichen von Modernität und Selbstbewusstsein. Besonders Männer waren als Raucher gesellschaftlich privilegiert. Für Frauen war Rauchen zunächst tabuisiert, erst ab den 1960er Jahren wurde es zunehmend als Ausdruck von Emanzipation und "Coolness" wahrgenommen. Ein Trend, der sich auch in der Mode und Popkultur widerspiegelte: Filmikonen wie Audrey Hepburn prägten das Bild des Rauchens als Lifestyle-Element.

Das zeigte sich auch in der Statistik: Anfang der 1950er Jahre gaben neun von zehn Männern an, dass sie regelmäßig Tabak konsumieren. Bei den Frauen waren es damals nur zwei von zehn. Doch in den folgenden Jahrzehnten näherten sich die Raucheranteile bei Männern und Frauen zunehmend an (s. Grafik). Ab den 2010er Jahren ging der Anteil bei Männern und Frauen erneut deutlich zurück und erreichte neue Tiefstände. Gibt es bald gar keine Raucher mehr?

Mit Beginn der 2000er Jahre verstärkten sich die Aufklärungskampagnen, Tabakwerbung wurde eingeschränkt, Raucher wurden im öffentlichen Raum von Nichtrauchern getrennt: An Bahnhöfen wurden gelb markierte Raucherbereiche auf Bahnsteigen eingeführt, ab 2007 wurden in den ersten Bundesländern Rauchverbote in Gaststätten ausgesprochen, die Zigarettenpreise stiegen. Schulen, Kinos, Diskotheken - wo früher Rauchen normal war, wurde es nach und nach verbannt.

Wie viel Einfluss die einzelnen Maßnahmen hatten, ist schwer zu beziffern: Doch die Statistik zeigt, dass Rauchen in den vergangenen Jahren immer mehr zum Nischenphänomen wird. Das zeigt sich auch an der Menge der verkauften Zigaretten (s. Grafik). Obwohl sich ab den 2000er Jahren auch E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Wasserpfeifen in Shisha-Bars zunehmender Beliebtheit erfreuten. Während der Wasserpfeifen-Konsum seit 2018 wieder deutlich abnimmt, legen E-Zigaretten und Tabakerhitzer weiter zu, wenn bislang noch auf niedrigem Niveau.

Vor allem bei der jungen Generation macht sich eine Abneigung zum Rauchen breit. Um die Jahrtausendwende herum rauchten fast drei von zehn 12- bis 17-Jährigen. Mittlerweile ist es nicht einmal einer von zehn Jugendlichen. 2007 war die Altersgrenze für den Erwerb von Tabakprodukten und Rauchen in der Öffentlichkeit von 16 auf 18 Jahre angehoben worden. Laut einer Befragung aus dem Jahr 2023 bezeichneten sich gerade mal sieben von hundert Jugendlichen als ständige oder gelegentliche Raucher. Auch junge Erwachsene zählen in Deutschland zu der Altersgruppe mit dem größten Nichtraucher-Anteil.

Wird Rauchen also irgendwann der Vergangenheit angehören? Auch weltweit hält der Trend an: In fast allen Ländern ist der Anteil der Raucher an der Bevölkerung zurückgegangen. Die wenigen Ausnahmen sind Länder wie Jordanien und Ägypten, wo der Anteil der Raucher zugenommen hat. Auch im 280-Millionen-Einwohner-Staat Indonesien ist die Zahl der Raucher seit der Jahrtausendwende gestiegen.

Einige Länder haben sich hingegen zum Ziel gesetzt, das Rauchen in der Bevölkerung ganz zu beenden. Die Europäische Union strebt mit ihrem "Tobacco-Free-Generation"-Ziel einen Tabakkonsum von weniger als fünf Prozent der Bevölkerung bis 2040 an. Zu den Vorreitern in der EU zählen Länder wie Belgien, Finnland, Frankreich und Irland. Eine Übersichtsstudie zur Wirksamkeit der Strategien kam 2024 zwar zu dem Schluss, dass die bisherigen Maßnahmen zwar Wirkung zeigten. Allerdings gehe der Anteil der Raucher trotzdem nur moderat zurück. Die Autoren der Studie raten daher zu "neuen, innovativen Strategien und Maßnahmen", um die Ziele zu erreichen. Das lässt erahnen, dass der Kampf gegen den Qualm noch lange nicht gewonnen ist.

Auch Sie wollen mit dem Rauchen aufhören? Dann schalten sie am Samstag, 31.05.2025, ab 12.30 Uhr bei RTL die Sendung "Endlich Nichtraucher!" mit Wolfram Kons, Lilly Becker und Christian Häckl ein.