Forscher entdecken bei Clownfischen vor Papua-Neuguinea eine erstaunliche Entwicklung: Wenn das Wasser während Hitzewellen zu warm wird, schrumpfen die Tiere. Aber nicht nur die Umweltbedingungen spielen dabei offenbar eine Rolle, sondern auch die soziale Ordnung unter den Fischen.
Clownfische schrumpfen, wenn es zu heiß wird. Nicht, weil sie wollen, sondern weil sie müssen – um zu überleben, heißt es in einer aktuellen Studie. Clownfisch-Paare werden demnach aufeinander abgestimmt kleiner, damit es nicht zu verstärkten Reibereien in der klar hierarchisch geordneten Beziehung kommt, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin "Science Advances" berichtet. Wie das Schrumpfen vor sich geht, sei noch zu ergründen.
Die aus dem Animationsfilm "Findet Nemo" bekannten Echten Clownfische (Amphiprion percula) leben im Schutz von Seeanemonen. Ein Paar besteht jeweils aus einem dominanten Weibchen und einem subdominanten Männchen, das kleiner ist als seine Gefährtin. Oft gehören weitere Artgenossen mit zur Gruppe - diese Untergebenen sind dann abgestuft noch einmal kleiner.
Wachstum und Größe der einzelnen Tiere hängen also nicht nur von den Umweltbedingungen ab: Es wird stets ein bestimmtes Größenverhältnis zum jeweils übergeordneten Gruppenmitglied eingehalten, wie die Forschenden erläutern. Dadurch würden Konflikte und Vertreibungen vermieden, die mit einer hohen Sterblichkeitswahrscheinlichkeit verbunden seien.
Paare schrumpfen gemeinsam
Das Team um Melissa Versteeg von der Universität Newcastle bezog 67 wild lebende Clownfisch-Paare aus der Kimbe Bay im Inselstaat Papua-Neuguinea in eine Analyse ein. Die Temperaturen in der Bucht lagen während des Versuchszeitraums etwa vier Grad über dem Durchschnitt. Während einer fünfmonatigen Hitzewelle 2023 wurde einmal monatlich die Länge der Clownfische gemessen.
Im Laufe der fünf Monate schrumpften 100 der 134 Fische. Einige schrumpften nur einmal um einige Millimeter, andere mehrmals - und rund ein Viertel gar nicht. Rang- oder Geschlechtsunterschiede ließen sich dabei nicht erkennen - sehr wohl aber ein Paar-Effekt: Wenn du schrumpfst, schrumpfe ich auch. In der Folge blieb das Größenverhältnis jeweils ungefähr gleich, wie das Team berichtet. Durch das koordinierte Schrumpfen werde vermieden, dass es verstärkt zu Reibereien in der Beziehung komme.
Vorangegangene Studien hätten ähnliche Ergebnisse bereits für andere Arten gezeigt, erläutern die Forschenden auch. Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) zum Beispiel bauen demnach einen Teil ihres Knochenmaterials ab, um in Zeiten von Umweltstress zu schrumpfen. Auch bei den Clownfischen könnte Geweberesorption die Grundlage sein, vermutet das Team.
Erklärung für Rückgang der Fischgröße?
Ähnliche Schrumpfungsprozesse könnten eine mögliche Erklärung für den raschen Rückgang der Fischgröße in den zunehmend vom Klimawandel betroffenen Weltmeeren sein, heißt es in der Studie. Die ebenfalls an der Universität Newcastle forschende Mitautorin Theresa Rueger sagte dazu: "Wenn das Schrumpfen einzelner Fische weit verbreitet ist und bei verschiedenen Fischarten vorkommt, könnte dies eine plausible Alternativhypothese dafür sein, warum die Größe vieler Fischarten abnimmt. Es sind weitere Studien in diesem Bereich erforderlich."
Eine weitere Hypothese unter Forschenden ist, dass Fische vieler Arten kleiner sind, weil größere Exemplare eher von Fischereischiffen weggefangen werden. Daraus resultiert ein Selektionsdruck hin zu immer kleineren, leichter durch die Netze schlüpfenden und so entkommenden Tieren: Die gesamte Art wird bei stark befischten Spezies in der Folge immer kleiner.