Bessere Aufklärung aus dem Weltall - das will die Bundeswehr mit dem Projekt SARah erreichen. Ende 2023 sind alle drei Satelliten im All. Doch bei zwei von dreien müssen Antennen ausgefahren werden - und das klappt nicht. Das Projekt steht auf der Kippe - bis jetzt.
Ein strategisches Weltraumprojekt der Bundeswehr steckte eineinhalb Jahren wortwörtlich in der Klemme - nun gibt es überraschend eine Lösung. Dem Bremer Satellitenhersteller OHB ist es laut "Spiegel" in den vergangenen Wochen gelungen, durch mehrere komplexe Flugmanöver die verklemmten Radarantennen von zwei bereits ins All geschossenen Überwachungssatelliten für das Bundeswehrprogramm SARah zu lösen.
Die Spionagesatelliten, die hochauflösende Bilder von der Erdoberfläche liefern sollen, waren bereits Ende 2023 über die US-Basis Ramstein in die USA transportiert und dann mit einer SpaceX-Rakete von Kalifornien aus ins All gebracht worden. Jedoch ließen sich die Antennenmasten mit ihrer sensiblen Radarsensorik nicht ausfahren.
Bodenstationen in Deutschland und Schweden
Das Programm SARah gilt als Kernstück für die Modernisierung der strategischen Aufklärung der Bundeswehr. Dass sich die Antennen nun ausfahren ließen, ist vor allem für den Hersteller OHB eine gute Nachricht. Das Unternehmen hatte sich schon darauf eingestellt, zwei neue Systeme bauen zu müssen - und laut "Spiegel" dafür 38 Millionen Euro in der Bilanz zurückgestellt. Insgesamt hat SARah dem Medium zufolge 1,2 Milliarden Euro gekostet.
Die Bundeswehr plant derzeit eine deutliche Aufrüstung ihrer Weltraumprogramme, um sich besser für die Landes- und Bündnisverteidigung aufzustellen. Rütstungsunternehmen versuchen indes, die Aufträge an Land zu ziehen.
Das System SARah zur weltweiten abbildenden Aufklärung besteht aus Bodenstationen und Deutschland und Schweden sowie aus drei Satelliten. Zwei davon hatte nach Angaben des Verteidigungsministeriums das Unternehmen OHB als Hauptauftragnehmer für das Gesamtsystem geliefert. Diese wurden im Dezember 2023 in die Erdumlaufbahn gebracht und machten dann Probleme. Ein dritter Satellit war laut Bundeswehr von Airbus Defense and Space als Unterauftragnehmer gekommen. Dieser Satellit war bereits im Juni 2022 in den Orbit befördert worden und wurde seit Oktober 2023 operationell eingesetzt.
Die Bundeswehr hatte im Januar 2024 von einem operationellen Teilbetrieb des Satellitensystems SARah gesprochen und erklärt, im Vergleich zum Vorgängersystem SAR-Lupe würden künftig die Aufklärungsfähigkeiten deutlich verbessert. Die Aufnahmen würden detaillierter und schneller zugänglich.
SARah steht für "Synthetic Aperture Radar", ein bildgebendes Radarverfahren, das militärische Aufklärung unabhängig von der Tageszeit und dem Wetter erlaubt. Die Übertragung der Satelliten an die Bodenstation, die bei SAR-Lupe oft nur um etliche Stunden zeitversetzt möglich war, soll in der neuen Konstellation durch mehr Rechenkapazität beschleunigt und durch die Nutzung weiterer Bodenstationen weltweit vereinfacht werden.