Firmengewinne treiben US-Börsen an

Auch wenn US-Präsident Trump weiter mit seiner Zoll-Politik für Unruhe bei den Handelspartnern sorgt, treten die Sorgen an den US-Märkten in den Hintergrund. Zum Ende der Handelswoche treiben eine Reihe positiver Firmenbilanzen und die Erwartung von Zinssenkungen die Wall Street an.

Erneute Zinssenkungsspekulationen haben zum Wochenausklang an der Wall Street für Gewinne gesorgt. Ausgelöst wurden diese durch den überraschend schwachen monatlichen US-Arbeítsmarktbericht sowie zuletzt eher enttäuschende US-Konjunkturdaten. Der Markt erwartet mit großer Mehrheit eine Senkung bei der nächsten Sitzung der US-Notenbank im September.

Dagegen traten die Sorgen um die US-Zollpolitik wieder etwas in den Hintergrund, nachdem am Vortag die von US-Präsident Donald Trump verhängten Importzölle in Kraft getreten sind. Einige Handelspartner versuchen allerdings noch, im Zuge von Verhandlungen die Zölle zu senken.

Gesprächsstoff lieferte eine wichtige Personalie. US-Präsident Trump hat seinen ehemaligen Wirtschaftsberater Stephen Miran zum Fed-Gouverneur nominiert. Er soll die kürzlich von diesem Posten zurückgetretene Adriana Kugler ersetzen. Miran gilt als geldpolitische Taube und dürfte daher ganz im Sinne des Präsidenten agieren, der schon seit geraumer Zeit auf Zinssenkungen drängt. Wichtig aus Marktsicht ist dabei aber, dass Miran nur übergangsweise die Restamtszeit von Kugler übernehmen soll. "In der Zwischenzeit werden wir weiterhin nach einem dauerhaften Nachfolger suchen", so Trump auf Truth Social. Unklar ist derweil noch, ob Miran bei der Zinsentscheidung der US-Notenbank Mitte September schon wird mitstimmen können.

Nasdaq-Composite markiert neues Rekordhoch

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent höher bei 44.175 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 0,8 Prozent auf 6389 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann ein Prozent auf ein neues Rekordhoch von 21.426 Punkte. Für die Woche ergibt sich damit für den Dow ein Plus von 1,3 Prozent, für den S&P von 2,4 und für die Nasdaq von 3,9 Prozent.

Im Blick behielten Anleger die Personalien bei der US-Notenbank Fed. An den Börsen überwiegt momentan der Glaube, dass eine Neubesetzung der Fed-Führung eine lockerere Geldpolitik begünstigen könnte. US-Präsident Donald Trump will mit seinem Wirtschaftsberater Stephen Miran einen erklärten Kritiker der Notenbank im Direktorium der Fed platzieren. Trump hat Fed-Chef Jerome Powell wegen der anhaltenden Zinspause verbal attackiert.

"Die Realität ist, dass der Präsident den Vorsitzenden nicht zum Rücktritt zwingen oder zusätzlichen Druck auf die Gouverneure ausüben kann, um die Zinsen zu senken", sagte Phil Blancato, Chef von Ladenburg Thalmann Asset Management. "Es geht darum, dass er Leute einsetzt, die eher taubenhaft sein werden und letztlich in größere Zinssenkungen münden, ob sie nun gerechtfertigt sind oder nicht." Händler rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent, dass die Fed die Zinsen im September um 25 Basispunkte senkt.

Das "Wall Street Journal" berichtete, Trump weite den Kandidatenkreis für die Powell-Nachfolge aus. Demnach wurden der frühere Präsident der Notenbank von St. Louis, James Bullard, und der ehemalige Wirtschaftsberater Marc Sumerlin zur Liste der Anwärter hinzugefügt. Auf der Liste stünden rund zehn Namen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte am Donnerstag gemeldet, Fed-Direktor Christopher Waller kristallisiere sich als Favorit für den Chefposten heraus. Trump selbst hatte zuletzt von drei Kandidaten auf seiner Liste gesprochen.

Apple mit Rekord-Woche

Bei den Einzelwerten stiegen Expedia am Freitag um 4,1 Prozent, nachdem das Online-Reisebüro seine Prognose für die Bruttobuchungen im Gesamtjahr angehoben und sich optimistisch über die Erholung der Reisenachfrage in den USA geäußert hatte. Auch Tripadvisor legten nach der Bilanzvorlage zu. Die Papiere des Online-Reiseanbieters stiegen um 14 Prozent.

Apple setzten ihren Aufwärtstrend fort und legten vier Prozent zu. Für die Gesamtwoche ergibt sich damit ein Zuwachs von 13,3 Prozent - so viel in einer Woche wie seit dem Jahr 2020 nicht mehr. Trump hatte vor einigen Tagen gesagt, der iPhone-Hersteller werde weitere 100 Milliarden Dollar in den USA investieren, wodurch sich die Gesamtsumme für die kommenden vier Jahre auf 600 Milliarden Dollar erhöhe.

Ein verlangsamtes Nutzerwachstum bei Pinterest stieß Anlegern indes auf. Im vergangenen Quartal kamen acht Millionen Nutzer hinzu, nach 17 Millionen im ersten Quartal. Die Titel der Plattform für Bilder und Videos rutschten um 10,3 Prozent ab.

Trade Desk stürzten gar um 38,6 Prozent ab Das Werbetechnologieunternehmen meldete eine deutliche Verlangsamung des Umsatzwachstums. Hintergrund ist eine schwächere Nachfrage nach seinen digitalen Werbedienstleistungen auf dem Markt für vernetztes Fernsehen.

Goldpreis gibt Gewinne wieder vollständig ab

Aktien des Goldsektors wurden gestützt von Berichten, dass die USA Zölle auf die Einfuhr von 1-Kilo-Goldbarren erheben wollen. Kinross Gold gewannen 1,2 Prozent und Barrick Mining 1,5 Prozent.

Der Goldpreis markierte im Verlauf ein neues Rekordhoch bei über 3.500 Dollar, gab im Anschluss die Gewinne aber wieder vollständig ab. Das Weiße Haus hatte mitgeteilt, dass es "Fehlinformationen" zu den Gold-Zöllen mit einer neuen Veröffentlichung in naher Zukunft klarstellen werde. Die Feinunze zeigte sich wenig verändert bei 3.398 Dollar. Auf Wochensicht steht ein Plus von knapp 3 Prozent zu Buche.

Der Dollar wurde etwas belastet von der Nominierung Mirans. Dieser habe sich für eine stärkere Kontrolle der Fed durch den Präsidenten ausgesprochen, kommentierte die Danske Bank. Der Dollar-Index fiel um 0,2 Prozent. Die Analysten von ING argumentierten hingegen, dass sich die Verluste des Dollar in Grenzen hielten aufgrund von Berichten, dass Fed-Gouverneur Christopher Waller als Favorit für die Nachfolge von Fed-Chairman Jerome Powell gehandelt werde.

Am Anleihemarkt legten die Renditen geringfügig zu, nachdem die Auktion von Longbonds am Vortag auf eine geringe Nachfrage gestoßen war. Die Zehnjahresrendite zeigte sich 2 Basispunkte höher bei 4,28 Prozent. Die Nachfrage nach Anleihen gehe seit den schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag zurück und nun auch nach der Nominierung Mirans, so die Deutsche Bank.

Nach zuletzt sechs Handelstagen in Folge kam es bei den Ölpreisen zu einer Stabilisierung. Die Notierungen für Brent und WTI zeigten sich kaum verändert. Ein Großteil des Handels in dieser Woche konzentrierte sich auf die Reaktion Indiens auf die US-Zölle auf seine Käufe von russischem Öl und darauf, inwieweit Indien diese Käufe reduzieren wird, sagte Neil Crosby von Sparta Commodities.

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