KI-Geschäft verschafft Microsoft glänzende Gewinne

Microsoft steckt Milliarden in neue Rechenzentren und weckt damit Zweifel bei Analysten. Nun erbringt der Software-Konzern mit unerwartet starken Bilanzen den Beweis, dass sich die Investitionen auszahlen. Der Aktienkurs steigt nachbörslich um sechs Prozent.

Der wachsende Bedarf an Künstlicher Intelligenz (KI) hat Microsoft ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. "Cloud und KI sind für jedes Unternehmen unerlässlich, um die Produktion zu steigern, Kosten zu senken und das Wachstum zu beschleunigen", sagte Satya Nadella, der Chef des Software-Konzerns. Der Umsatz von Microsoft stieg den Angaben zufolge im abgelaufenen Quartal um 13 Prozent auf 70,1 Milliarden Dollar und der Reingewinn währungsbereinigt um 19 Prozent auf 25,8 Milliarden. Die Erlöse der Cloud-Sparte Azure, auf deren Servern unter anderem KI-Programme laufen, seien sogar um ein Drittel gewachsen. Die Aktien des Konzerns stiegen im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um sechs Prozent.

"Die Entwicklung von Microsoft Cloud zeigt, dass das Unternehmen KI-Infrastruktur in margenstarkes Wachstum umwandeln kann", lobte Jeremy Goldman vom Marktforschungsinstitut eMarketer. Microsofts Rivale Google hatte vergangene Woche ebenfalls ein kräftiges Cloud-Wachstum bekanntgegeben, die hoch gesteckten Erwartungen der Analysten allerdings verfehlt.

Furcht vor Fehlinvestitionen und Überkapazitäten

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Zweifel aufgekommen, ob sich die milliardenschweren Investitionen in neue Rechenzentren auszahlen werden. Genährt wurden diese Spekulationen unter anderem von Aussagen der Analysten des Vermögensverwalters Cowen, denen zufolge Microsoft sich wegen Überkapazitäten aus zwei Projekten für neue Serverfarmen verabschiedet hat. Eine hochrangige Microsoft-Managerin schrieb dazu auf der Online-Plattform LinkedIn, dass ihr Unternehmen an seinen Expansionsplänen festhalte. In einigen Fällen werde aber der Zeitplan gestreckt oder das Projekt vorübergehend auf Eis gelegt. Der Konkurrent Amazon bezeichnete ähnliche Berichte rund um seine KI-Pläne als branchenübliches Kapazitätsmanagement. Amazon Web Services (AWS) ist der weltgrößte Cloud-Anbieter.

Microsoft und Google wollen im laufenden Jahr zusammengerechnet 155 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren stecken. Das ist fast die Hälfte der Summe, die die großen Technologiekonzerne 2025 in den Ausbau der KI-Infrastruktur pumpen wollen. Amazon-Chef Andy Jassy betonte, eine rasche Expansion sei notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. KI-Ausgaben sind zu einem wichtigen Faktor für die weltgrößte Volkswirtschaft avanciert. Nach Berechnungen der Bank JPMorgan könnten sie das Wachstum in diesem und im kommenden Jahr um bis zu 0,2 Prozentpunkte beschleunigen.

Der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Zollkrieg könnte diese Pläne durchkreuzen. "Ein Großteil der elektrischen Infrastruktur und der Ausrüstung für Rechenzentren wird außerhalb der USA hergestellt", erläuterte Pat Lynch, Geschäftsführer der Rechenzentren-Sparte beim Gewerbeimmobilien-Verwalter CBRE. "In vielen Fällen ist das Angebot knapp und die Nachfrage weltweit hoch." Vor allem chinesische Zulieferer könnten ihre Exporte in andere Länder umleiten.