Die deutsche Theaterwelt verliert einen ihrer Großen: Claus Peymann ist gestorben. Er prägte Bühnen im In- und Ausland.
Der Theatermacher Claus Peymann ist tot. Der Regisseur und frühere Intendant zahlreicher Bühnen starb am Mittwoch im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Berlin-Köpenick. Das teilte die frühere Geschäftsführerin des Berliner Ensembles, Miriam Lüttgemann, mit. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
Von 1999 bis 2017 war er Intendant des Berliner Ensembles. Peymann schrieb Theatergeschichte. Er arbeitete mit Autoren wie Thomas Bernhard und Thomas Brasch, Botho Strauß, Peter Turrini, Peter Handke, George Tabori und Elfriede Jelinek zusammen. Nach Stationen am Stuttgarter Staatstheater, Schauspielhaus Bochum und Wiener Burgtheater kam er 1999 nach Berlin.
Als "Reißzahn im Arsch der Mächtigen" trat er dort im einstigen Brecht-Theater am Schiffbauerdamm an. Bis zu seinem Abschied im Sommer 2017 feierte er am Berliner Ensemble Zuschauerrekorde und ärgerte sich über Kritiker, die seine Klassiker-Inszenierungen als altbacken bezeichneten.
Auch nach jahrzehntelanger Karriere kämpfte Peymann, der 1937 in Bremen geboren wurde, mit Leidenschaft für das Theater. Dabei war er nie zimperlich. Er teilte verbal gern aus. "In meiner Gegenwart kann man sich nicht langweilen", sagte Peymann einmal. "Aber ich bin natürlich auch nicht zum Aushalten."
Peymann lieferte auch Skandale
Bei seinem Abschied vom Berliner Ensemble sagte der damals 80-Jährige: "Das Entscheidende am Theater ist die Liebe." Von "Zynismus als Weltanschauung" keine Spur, beschrieb er seine Herangehensweise. "Cool war hier nichts."
Schlagzeilen machte Peymann auch jenseits der Bühne mit politischen Äußerungen und Aktionen. Er zeigte Solidarität mit dem Dramatiker Peter Handke, als der Autor wegen seiner Serbien-Sympathie in der Kritik stand. Peymann selbst wurde scharf kritisiert, als er 2008 dem ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar ein Praktikum an seinem Theater anbot.
Aber auch Jahrzehnte zuvor sorgten seine politischen Aktionen für Aufsehen. Während des Stammheim-Prozesses gegen die RAF-Terroristen war er als Schauspieldirektor in Stuttgart tätig. Sein Aufruf für Zahnspenden für die inhaftierte Gudrun Ensslin sorgte für einen Skandal.
Auch nach Ende seiner Intendanten-Zeit in Berlin inszenierte Peymann weiter Stücke. Zuletzt trat er mit einer Version von "Warten auf Godot" 2023 am Theater in Wien in Erscheinung.