Er legte eine beispiellose Karriere beim Norddeutschen Rundfunk hin. Vor allem für die Radiohörer war Carlo von Tiedemann ein guter alter Bekannter. Auch aus diversen TV-Formaten wie der "NDR Talk Show" war er bekannt. Nun ist der beliebte Moderator gestorben.
Der Hamburger Radio- und Fernsehmoderator Carlo von Tiedemann ist tot. Wie seine Familie dem NDR mitteilte, starb der Medienmann im Alter von 81 Jahren in Hamburg. "Carlo ist heute um 14:30 Uhr von uns gegangen", bestätigt seine Ehefrau Julia auch der "Bild"-Zeitung. Für den Kultmoderator sei es zum Schluss "eine große Erlösung" gewesen: "Seine Kinder und ich waren in den letzten Tagen bei ihm, haben seine Hand gehalten. Er hat einfach aufgehört zu atmen."
Tiedemann hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Seit 1971 beim öffentlich-rechtlichen Norddeutschen Rundfunk (NDR) engagiert, hatte der Moderator bei Generationen für gute Laune gesorgt: mit TV-Sendungen wie "Die aktuelle Schaubude" sowie in zahlreichen Hörprogrammen, darunter "Hamburg am Mittag" und "Große Freiheit".
"Wenn auf einen Menschen die Bezeichnung "NDR Urgestein" zutrifft, dann ist es Carlo von Tiedemann", sagte Intendant Joachim Knuth laut Mitteilung. "Mit seiner flapsigen, spontanen und herzlichen Art begeisterte er mehrere Generationen und gehörte unangefochten bis zuletzt zu unseren absoluten Publikumslieblingen." Der NDR habe Tiedemann viel zu verdanken - sein Tod sei ein herber Verlust. "Unser Mitgefühl gilt ganz besonders seiner Familie."
Liebevoll-derber Mutterwitz als Markenzeichen
Carlo von Tiedemann war einer der bekanntesten Moderatoren Norddeutschlands. Sein Markenzeichen war ein schier unerschöpflicher Sprachfluss mit einem bodenständigen, liebevoll-derben Mutterwitz. Er wurde am 20. Oktober 1943 als Carl Ferdinand Hanns-Joachim Franz Friedrich von Tiedemann im pommerschen Stargard geboren. Dass er einmal in der Unterhaltungsbranche landen würde, war da definitiv nicht vorgezeichnet. Sein Vater war Generalleutnant der preußischen Armee, seine Mutter Fides eine geborene von Kleist. Kriegsbedingt kam die Familie 1945 nach Hamburg. Als Junge litt von Tiedemann unter Kinderlähmung und hatte später zwei Hirntumore.
Nach einer Lehre als Verlagskaufmann volontierte er bei der "Cuxhavener Allgemeinen". Schrieb dann als Polizeireporter für das "Hamburger Abendblatt", ging für drei Jahre als Korrespondent für den Springer Auslandsdienst nach Buenos Aires (Argentinien). Danach folgte von Tiedemanns wohl beispiellose Karriere beim NDR, in der er neben Legenden wie Victoria Voncampe und Alida Gundlach (ehemals Fischer) sowie später etwa Bettina Tietjen vor das Mikrofon trat.
"Ich liebe dieses Leben ohne Ende"
Einen Karriereknick erlebte der schnauzbärtige Medienstar, der von 1991 bis 1998 zudem Stadionsprecher für den HSV war und gelegentlich kleine Serienrollen ("Großstadtrevier") spielte, aber auch: Sein Anfang 1984 gestarteter Ausflug zum ZDF mit der Reihe "Show und Co. mit Carlo" endete 1986 abrupt. Er habe damals gekündigt, weil er sich nicht in ein Korsett zwingen lassen wollte, das einige Fernseh-Obere ihm zugedacht hätten, sagte der Moderator Ende 2019 einmal im NDR-Interview. "Ich hab' mich nie verstellt", erklärte von Tiedemann.
"Ich liebe dieses Leben ohne Ende. Ich war immer wahnsinnig positiv", sagte er einmal. Die Einstellung half dem hemdsärmeligen Gefühlsmenschen, der nach getaner Arbeit gern mit Kollegen ein Fass aufmachte. In den 80ern machte er mit Prostituierten, Kokain und hohen Schulden Schlagzeilen. Doch am Ende übernahm von Tiedemann die Verantwortung für seinen Absturz, zahlte seine Schulden zurück. Und widmete sich mehr seiner Familie. Im Interview zu seinem 80. Geburtstag wollte er über diese schwere Zeit nicht mehr sprechen.
Auch im hohen Alter wollte die Entertainer-Legende nicht ans Aufhören denken. "Das geht bei mir einfach nicht, ich muss immer irgendwas machen", sagte er dazu. 2023 moderierte er zwar nicht mehr live, war aber immer samstags in der Radiosendung "Carlo kennt sie alle" auf NDR Schlager sowie in der gleichnamigen Rubrik auf NDR 90,3 zu hören.
Engagement für Kinder-Hospiz
Der nach eigenen Worten tiefgläubige von Tiedemann engagierte sich auch für die Hamburger Stiftung Kinder-Hospiz "Sternenbrücke". Seinen 80. Geburtstag im Oktober 2023 feierte er mit 300 Gästen im Hamburger Kiez-Viertel St. Pauli.
"Der Charme besteht darin, dass ich Leute anmoderiere, die ich alle persönlich kenne - ob nun Tony Holiday oder Bata Illic, ich kann zu jedem was erzählen", sagte der Moderator einst. Doch in den vergangenen Wochen konnte er laut NDR aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten.