Trump und Erdogan beraten über Ende des Gaza-Kriegs

Noch immer herrschen erbitterte Kämpfe im Gazastreifen mit Toten und Verletzten. Mitten im Trubel der UN-Generaldebatte beraten Trump und führende Nahost-Politiker über den Konflikt. Der US-Präsident zeigt sich zufrieden. Ausgerechnet Israel ist nicht anwesend.

US-Präsident Donald Trump hat sich am Rande der UN-Generaldebatte mit Staats- und Regierungschefs aus dem Nahen Osten über den Gaza-Krieg beraten. Die Diskussion habe sich um Wege zu einer Waffenruhe und die Freilassung aller Geiseln und Gefangenen gedreht, berichtete die emiratische Staatsagentur WAM. Demnach nahmen unter anderem Katars Emir Al Thani, Jordaniens König Abdullah II., der türkische Präsident Erdogan und der saudische Außenminister Farhan teil.

Es sei ein "sehr gutes, erfolgreiches Treffen" gewesen, sagte Trump anschließend, wie mehrere Medien berichteten. "Alle großen Player außer Israel" seien dabei gewesen und ein Treffen mit der israelischen Seite sei als Nächstes geplant. "Ich denke, wir können bei Gaza eine Lösung finden", sagte Trump. Er wolle Israels Ministerpräsident Netanjahu kommenden Montag im Weißen Haus empfangen.

Nach Informationen der US-Nachrichtenseite Axios suchen die USA derzeit Unterstützung für einen Plan, der die Zeit nach einem Kriegsende in Gaza regeln soll. Arabische und muslimische Länder sollten demnach Truppen zur Stabilisierung des Gazastreifens schicken, um dort das israelische Militär nach einem Abzug zu ersetzen. Teil des Plans soll auch eine Übergangsphase und dann ein Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Gebiets sein. Offiziell bestätigt ist das nicht.

Kriegsende nicht greifbar

Eine Waffenruhe oder gar ein Ende der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hamas in Gaza scheinen derzeit in weiter Ferne. Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen soll es palästinensischen Angaben zufolge wieder Dutzende Tote gegeben haben. Aus medizinischen Kreisen vor Ort hieß es, 84 Menschen seien seit dem Morgen ums Leben gekommen, die meisten in der Stadt Gaza.

Israels Armee meldete unterdessen "erheblichen Beschuss" aus dem Schifa-Krankenhaus heraus und machte die Terrororganisation Hamas verantwortlich. Das Militär veröffentlichte auch Aufnahmen, die die Schüsse aus der Klinik in der Stadt Gaza vor einigen Tagen zeigen sollen. Die israelische Armee war in dem Krankenhaus in der Vergangenheit bereits im Einsatz gewesen. Israel wirft der Hamas vor, medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen.

Gesundheitszentrum in Stadt Gaza zerstört

Die Hilfsorganisation Care teilte mit, eine schwangere Mitarbeiterin einer Partnerorganisation und ihre zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren seien kürzlich in der Stadt Gaza getötet worden, als das Wohnhaus der Familie bei einem Luftangriff getroffen worden sei. Der Mann der 27 Jahre alten Frau sei dabei schwer verletzt worden.

Laut der Hilfsorganisation wurde zudem bei einem weiteren Luftangriff in der Stadt ein Gesundheitszentrum einer weiteren Partnerorganisation zerstört. Es handele sich dabei um eines der wenigen Gesundheitszentren, die es in dem Gebiet noch gebe, hieß es. Care nannte Israels Militär in beiden Fällen nicht explizit als schuldige Kriegspartei für die Luftschläge, sprach aber davon, dass sich die Vorfälle ereignet hätten, während die Angriffe auf die Stadt Gaza fortgesetzt würden. Israels Armee hatte in der vergangenen Woche eine höchst umstrittene Bodenoffensive in dem Ort begonnen. Hunderttausende sind seitdem von dort geflüchtet.

Die israelische Armee sagte auf Anfrage, sie prüfe die Berichte. Alle Angaben lassen sich bislang nicht unabhängig überprüfen.

Uneinigkeit bei Plänen nach einem Kriegsende

In den vergangenen Monaten waren verschiedene Vorschläge im Gespräch zur Frage, wie das Gebiet nach einem möglichen Kriegsende gesichert und verwaltet werden soll. Die arabischen Länder hatten dazu im März einen Plan vorgelegt, diesen lehnen die USA und Israel aber ab.

Trump hatte zuvor die Idee ins Spiel gebracht, die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen und die palästinensische Bevölkerung in Drittländer umzusiedeln, um Gaza in eine "Riviera des Nahen Ostens" zu verwandeln. Der Vorschlag stieß auf heftige Kritik. Palästinensische Vertreter drängen auf einen Wiederaufbau des Gazastreifens unter eigener Verwaltung. Israel will im Gazastreifen die Hamas zerschlagen und strebt die Einrichtung einer alternativen Zivilverwaltung an, die Israel nicht bedroht.

Auslöser des Gaza-Kriegs war der beispiellose Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den Küstenstreifen verschleppt wurden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn im Gazastreifen mehr als 65.400 Palästinenser getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird.