Die Kritik am ehemaligen Gesundheitsminister Spahn und Maskendeals, die unter seiner Führung in der Pandemie geschlossen wurden, reißt nicht ab. Zwei Grünen-Politiker finden seine Aufklärung mangelhaft. Kurzerhand stellen sie 90 Fragen - an Kanzler Merz.
Die Grünen fordern von Bundeskanzler Friedrich Merz mit einem umfassenden Fragenkatalog mehr Aufklärung zu umstrittenen staatlichen Maskenkäufen in der Corona-Krise. Die Grünen-Abgeordneten Paula Piechotta und Janosch Dahmen schickten Merz dazu 90 Fragen. Die Bundesregierung sei "belastbare Antworten bislang schuldig" geblieben, heißt es in dem Schreiben.
Viele Antworten auf bisher offiziell gestellte Fragen seien unvollständig oder ausweichend gewesen, teils seien sie mit erheblicher Verzögerung übermittelt worden. Zudem würden weitere parlamentarische Aufklärungsinstrumente, etwa die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses oder eine erneute Anhörung der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof im Haushalts- und Gesundheitsausschuss, von den Regierungskoalitionen nicht unterstützt. "Der Verdacht des Machtmissbrauchs im Amt, die mögliche Vergabe milliardenschwerer Aufträge an parteinahe Unternehmen ohne hinreichende Kontrolle sowie der vollständige Verzicht auf Schadensersatzforderungen gegenüber diesen Firmen werfen Fragen auf, die dringend aufgeklärt werden müssen", erklärten die beiden Grünen-Politiker.
Piechotta und Dahmen fragen detailliert nach, wie es zu den Masken-Deals unter dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn kam, ob es eine "politische Einflussnahme durch Minister, Kabinett und Kanzleramt" gab und welche Rolle einige Unternehmen wie der münsterländische Logistiker Fiege spielten. Auch den Gesamtschaden als Folge der Maskenbeschaffungen wollen die Grünen beziffert wissen durch Zahlungen aus Vergleichen oder verlorenen Prozessen, noch laufenden Verfahren oder unbrauchbar gewordene Masken. Auch wollen die Grünen wissen, ob Geld aus den Maskendeals als Parteispenden an die Unionsparteien geflossen ist.
Der frühere Gesundheitsminister und jetzige Unionsfraktionschef Spahn steht wegen seines Vorgehens zu Beginn der Pandemie unter Druck. Das Ministerium hatte sich 2020 in die Beschaffung knapper Masken eingeschaltet und ging Lieferverträge ohne Verhandlungen zu festen, hohen Preisen ein. Wegen dann nicht abgenommener Masken klagten Lieferanten, aus Streitigkeiten drohen dem Bund Milliardenrisiken. Die von Spahns Nachfolger Karl Lauterbach eingesetzte Sonderermittlerin Sudhof hatte in einem Bericht festgestellt, dass Spahn gegen den Rat seiner Fachabteilungen handelte. Der CDU-Politiker rechtfertigte das damalige Krisenmanagement.