USA und Israel ziehen Verhandler von Gaza-Gesprächen ab

Die Hamas zeige "keine Bereitschaft" für eine Feuerpause im Gazastreifen, sagt der US-Sondergesandte Witkoff. Die USA und Israel ziehen deshalb ihre Delegationen ab. Witkoff deutet zudem "alternative Möglichkeiten" zur Befreiung der Geiseln an.

Im Ringen um eine Waffenruhe für den Gazastreifen hat der US-Sondergesandte Steve Witkoff der radikalislamischen Hamas einen mangelnden Willen zur Einigung vorgeworfen. Die USA hätten beschlossen, ihre Delegation vom Verhandlungsort Doha abzuziehen, um sich in Washington weiter zu beraten, erklärte Witkoff auf Online-Plattformen. Grund sei die jüngste Antwort der Palästinenserorganisation auf einen Waffenruhe-Vorschlag Israels, die "deutlich zeigt, dass keine Bereitschaft besteht, eine Feuerpause in Gaza zu erreichen", fügte er hinzu.

"Während sich die Vermittler sehr bemüht haben, scheint die Hamas nicht koordiniert oder in gutem Willen zu handeln", schrieb Witkoff. Die US-Regierung erwäge deswegen "alternative Möglichkeiten bei der Heimbringung der Geiseln und dem Versuch, für die Menschen in Gaza eine stabilere Umgebung zu schaffen", erklärte der Sondergesandte. "Es ist eine Schande, dass die Hamas so selbstsüchtig gehandelt hat."

Zuvor hatte Israel seine Unterhändler zu Beratungen zurückbeordert. Dies sei ebenfalls eine Reaktion auf die Antwort der Hamas auf den vorherigen israelischen Vorschlag, teilte das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Netanjahus Büro bedankte sich in der Erklärung bei den Vermittlern Katar und Ägypten sowie bei Witkoff für die "Bemühungen" um einen "Durchbruch bei den Verhandlungen". Zuvor hatte Netanjahus Büro mitgeteilt, es habe die Antwort der Hamas erhalten und prüfe diese.

Starmer will mit Macron und Merz sprechen

Die Antwort der Hamas enthielt Änderungsvorschläge zu Klauseln über die Lieferung von Hilfsgütern, Karten der Gebiete, aus denen sich die israelische Armee zurückziehen soll, sowie Garantien für ein dauerhaftes Ende des Krieges, wie aus mit den laufenden Gesprächen in Doha vertrauten palästinensischen Kreisen verlautete.

Der britische Premierminister Keir Starmer wollte sich derweil in einem dringlichen Telefonat mit den Verbündeten Deutschland und Frankreich zur Lage im Gazastreifen abstimmen. Das Hungern und Leiden dort sei "unsäglich und nicht zu rechtfertigen", sagte Starmer einer Mitteilung der zufolge. "Wir werden darüber sprechen, was wir schnellstens tun können, um das Töten zu beenden und den Menschen die Lebensmittel geben zu können, die sie dringend brauchen (...)", so Starmer weiter. Gleichzeitig solle alles unternommen werden, um einen dauerhaften Frieden zu schaffen.

Seit Wochen kein Durchbruch

Vertreter Israels und der Hamas im Gazastreifen führten in Doha unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA indirekte Gespräche, um eine Einigung zu erzielen, die zu einer Waffenruhe und der Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln führt. Seit mehr als zwei Wochen hat es bei den Gesprächen keinen Durchbruch gegeben. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, in ihren zentralen Forderungen nicht nachzugeben.

Der Krieg im Gazastreifen wurde durch einen beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel ausgelöst. Dabei starben mehr als 1200 Menschen, 251 weitere wurden verschleppt. Einige von ihnen wurden später freigelassen. 49 der Geiseln werden noch immer im Gazastreifen festgehalten - 27 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee tot. Israel führte daraufhin massive Luftschläge gegen den Gazastreifen aus und marschierte in das Gebiet ein. Nach palästinensischen Angaben starben dabei Zehntausende Menschen.

Für Israel ist die komplette Zerschlagung der Hamas nicht verhandelbar, während die Hamas feste Garantien für einen dauerhaften Waffenstillstand, den vollständigen Rückzug der israelischen Truppen und den ungehinderten Zugang von Hilfsgütern in das Palästinensergebiet fordert.

Israel gerät indes wegen der verheerenden humanitären Lage im Gazastreifen zunehmend unter Druck. Mehr als hundert Hilfsorganisationen warnten am Mittwoch vor einem "massenhaften Verhungern" in dem Palästinensergebiet. Fast 30 Staaten unter Führung Großbritanniens und Frankreichs forderten zudem einen sofortigen Waffenstillstand, humanitäre Hilfe für Gaza sowie die Freilassung aller Geiseln.