Drei Tote nach iranischen Angriffen auf Israel

Nach den israelischen Angriffen auf Atomanlagen folgen massive Gegenschläge aus dem Iran. Sowohl in Tel Aviv als auch in Teheran gibt es Raketenalarm.

Israel ist nach Angaben des Militärs in der Nacht erneut vom Iran aus mit Dutzenden Raketen beschossen worden. Medienberichten zufolge kamen dabei drei Menschen ums Leben. Dutzende weitere hätten teils schwere Verletzungen erlitten, meldete die "Times of Israel". Auch das iranische Staatsfernsehen meldete eine "erneute Welle von Raketenangriffen" auf Israel, die aus Teheran und der westiranischen Stadt Kermanschah gestartet seien.

Einige der Raketen seien abgefangen worden, teilte die israelische Armee mit. Such- und Rettungskräfte seien derzeit an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz, an denen es Berichte über herabgefallene Geschosse gegeben habe. Örtliche Medien meldeten Einschläge im Raum der Küstenmetropole Tel Aviv. In mehreren Gebieten des jüdischen Staates heulten erneut die Warnsirenen. Die israelische Armee rief die Bevölkerung erneut dazu auf, sich in Schutzräume zu begeben. Der Luftalarm sei in "mehreren Gegenden Israels" ausgelöst worden, nachdem Raketenbeschuss aus dem Iran festgestellt worden sei.


In der iranischen Hauptstadt Teheran ist übereinstimmenden Berichten zufolge ebenfalls erneut die Luftabwehr aktiviert worden. Augenzeugen und örtliche Medien berichteten von Explosionen im Zentrum und Nordosten Teherans. Berichte über mögliche Schäden oder Opfer gab es bisher nicht. Anwohner sprachen von lauten Explosionen. Beobachter gingen davon aus, dass die Angriffe einer Atomanlage im Norden der Stadt galten.

Explosion in Teheran

In der iranischen Hauptstadt Teheran ist offenbar der Flughafen Mehrabad bei israelischen Angriffen getroffen worden. Ein AFP-Journalist berichtete, dass am frühen Samstagmorgen Feuer und starker Rauch aus dem im Westen Teherans gelegenen Flughafengelände aufstiegen. Örtliche Medien berichten von einer Explosion in dem Gebiet. Die örtliche Nachrichtenagentur Isna veröffentlicht ein Video, auf dem Rauchsäulen aus dem Flughafenbereich aufsteigen. Die Nachrichtenagentur Mehr berichtete von einer "Explosion" dort. Am Freitagmorgen hatte der Iran bereits den Flugbetrieb auf dem wichtigsten internationalen Flughafen der Hauptstadt, dem Flughafen Imam Khomeini, eingestellt.

Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, war der Himmel über Teheran rot erleuchtet. Die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete, dass die Luftabwehrsysteme über Teheran "wieder aktiviert" worden seien, um israelische Luftangriffe abzuwehren.

Schlag gegen Irans Kommandostruktur

Israel hatte in der Nacht zum Freitag mehrere Ziele im Iran angegriffen, darunter in der Hauptstadt Teheran und in der Atomanlage Natans. Die Angriffe richteten sich nach israelischen Angaben gegen das iranische Atomprogramm, Militäranlagen sowie ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler.

Offenbar ist bei einem Luftangriff Israels ein wichtiger oberirdischer Teil der iranischen Urananreicherungsanlage in Natans zerstört worden. Dies habe Teheran der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, sagte deren Chef Rafael Grossi am Freitag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Der iranischen Mitteilung an die IAEA zufolge wurde in Natans in der zentraliranischen Provinz Isfahan "der oberirdische Teil der Pilot-Brennstoffanreicherungsanlage zerstört, in der der Iran bis zu 60 Prozent angereichertes Uran (U-235) herstellte".

Israel begründete seinen "Präventivschlag" gegen den Iran mit dem weit fortgeschrittenen iranischen Atomprogramm. Die Islamische Republik habe sich bei ihrem Atomprogramm einem "unumkehrbaren Punkt" genähert, erklärte die israelische Armee. Geheimdienstinformationen hätten Beweise dafür geliefert, dass Teheran inzwischen "Uran auf militärisches Niveau anreichern" und "innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe" bauen könne.

Furcht vor Irans Atombombe

Die Anreicherung von Uran ist seit Jahren der zentrale Streitpunkt im Atomkonflikt mit dem Iran. Angereichertes Uran kann zivil, aber auch zum Bau von Atombomben genutzt werden. Ausschlaggebend ist der Grad des spaltbaren Isotops U235.

Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, an Atomwaffen zu bauen. Teheran bestreitet die Vorwürfe. Ende Mai war ein Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) öffentlich geworden, wonach der Iran seinen Bestand von auf 60 Prozent angereichertem Uran in den vergangenen drei Monaten stark erhöhte. Für den Bau von Atomwaffen wird ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent benötigt.

Israel sieht sich seit Jahrzehnten vom Iran in seiner Existenz bedroht. Verteidigungsminister Katz warnte am Freitag, der Iran werde einen "immer höheren Preis zahlen, "je länger er seine aggressiven Aktionen gegen Israel fortsetzt".