Polizei in Minnesota sucht Attentäter - Todesliste mit 70 Namen gefunden

Eine demokratische Abgeordnete wird in der Nähe von Minneapolis erschossen, auch ihr Ehemann wird getötet. Auf einen Senator und dessen Frau wird ebenfalls geschossen. Der Täter ist auf der Flucht, er könnte es auf Anti-Trump-Proteste abgesehen haben, die heute überall in den USA stattfinden. In Minnesota werden sie abgesagt.

Im US-Bundesstaat Minnesota ist eine Abgeordnete offenbar gezielt ermordet worden. Die Demokratin Melissa Hortman und ihr Ehemann Mark seien am Samstagmorgen (Ortszeit) in ihrem Wohnhaus erschossen worden, teilte der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, mit. Es scheine sich um "einen politisch motivierten Mord" zu handeln.

In der Nacht wurden zudem mehrere Schüsse auf einen weiteren demokratischen Politiker in Minnesota abgegeben. Senator John Hoffman und seine Frau seien vom selben Täter angegriffen worden, sagte Walz bei einer Pressekonferenz in Minneapolis. Beide seien operiert worden und am Leben.

"Die Hoffmans sind derzeit aus dem OP-Saal entlassen und werden versorgt, und wir sind vorsichtig optimistisch, dass sie diesen Mordanschlag überleben werden", sagte der Gouverneur. Die Taten ereigneten sich in Brooklyn Park und Champlin, zwei Vororte von Minneapolis. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Tat als vermutlich "gezielten Angriff auf Staatsbedienstete". "Solch grausame Gewalt wird in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht toleriert", wird Trump in einer Mitteilung des Weißen Hauses zitiert.

Großfahndung läuft

Nach dem Täter wird weiterhin gefahndet. "Dies ist eine sehr groß angelegte Suche", sagte der Polizeichef von Brooklyn Park, Mark Bruley. "Wir haben mehrere Personen festgenommen und verhört, aber derzeit befindet sich niemand in Gewahrsam."

Die Polizei hatte zunächst auf eine Schießerei im Haus von Senator Hoffman gegen 02.00 Uhr morgens reagiert. Die Beamten fanden ihn und seine Frau verletzt vor. Bei einer Kontrolle des nahegelegenen Hauses der Abgeordneten Melissa Hortman trafen Polizisten auf den Verdächtigen, als dieser gerade aus der Haustür kam. Er schoss auf die Beamten und konnte zu Fuß flüchten. "Das war jemand, der sich eindeutig als Polizist ausgegeben hatte", sagte Polizeichef Bruley.

In der Einfahrt stand ein Polizeifahrzeug - offenbar der Wagen des Täters. Darin fanden Ermittler ein Manifest, in dem mehrere Amtsträger namentlich genannt werden, darunter Hoffman und Hortman. Die Sicherheitsbehörden leiteten daraufhin zusätzliche Schutzmaßnahmen für die Personen auf der Liste ein.

Nach Informationen des Senders CNN enthält die "Todesliste" fast 70 Namen, darunter Politiker auch aus anderen Bundesstaaten, Abtreibungsärzte sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Außerdem habe die Polizei in einer Tasche voller Munition eine an den Verdächtigen adressierte Vatertagskarte gefunden.

Warnung für Demos gegen Trump

Später teilten die Behörden mit, sie hätten Grund zu der Annahme, dass der Täter eine der für heute geplanten Demonstrationen angreifen will. Gouverneur Walz warnte davor, an diesen Protesten teilzunehmen, solange der Verdächtige nicht festgenommen worden sei. Staatsbeamte bezeichneten die Suche als "sehr aktive Fahndung".

Die im ganzen Land geplanten Demonstrationen richten sich gegen die Militärparade, die auf Wunsch von Trump heute Abend in Washington stattfindet. Offizieller Anlass ist der 250. Tag der Gründung der US-Armee. Solche Paraden sind in Washington unüblich. Trump hat an diesem Samstag Geburtstag. Im Wagen des mutmaßlichen Täters wurden Flyer der Proteste gefunden, die an rund 2000 Orten in den USA stattfinden sollen.

Nach den Warnungen der Behörden sagten die Veranstalter die "No Kings"-Demonstrationen in ganz Minnesota ab, wie die "New York Times" meldet.

Berichten zufolge war in rechtsradikalen Kreisen in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen worden, die "No Kings"-Demonstrationen anzugreifen. "Erschießt ein paar [Demonstranten], die anderen werden nach Hause gehen", hieß es etwa in einem Meme, das auf Telegram kursierte, wie das "Wall Street Journal" am Freitag berichtete.