Donald Trump hält das Aufreger-Potenzial tapfer am Anschlag. Wer mag sich da noch mit Unbekannten à la Stefanie Hubig und Patrick Schnieder beschäftigen? Berlin Tag & Macht natürlich! Der Kanzler-Kader möchte nicht durch Ruhm oder gar Erfahrung glänzen. Aber zum Top-Team reicht es allemal. Oder etwa nicht?
Schon wieder eine ereignisintensive Topnews-Powerwoche vergangen, in der sich bei der Korrespondenten-Prominenz staatsführungsrelevante Eilmeldungen stapeln wie sonst nur unterschlagene Stimmen für das Bündnis Sahra Wagenknecht in den Altpapiercontainern hinter Wahllokalen. Allein mit den Breaking News, die US-Präsident und Selbstbräunung-Crashtest-Dummy Donald Trump den Nachrichtenredaktionen in den vergangenen Tagen spendiert hat, speisen handelsübliche Tageszeitungen normalweise locker drei Monate lang ihr Politikressort.
Einer Kolumne, die sich bereits qua Nomenklatur nicht mit der Pennsylvania Avenue in Washington D.C. beschäftigt, sondern vornehmlich mit dem Berliner Regierungsviertel, hilft das nachrichtenrelevante Trump-Dauerfeuer allerdings nur bedingt. Um ausreichend lokalpatriotische Relevanz zu erzeugen, möchte ich mich daher diese Woche dem neuen Kabinett der 25. Bundesregierung unseres Landes in der Einzelkritik widmen. Das kennen Sie womöglich aus Fußball-Fachmagazinen wie "kicker", "Bravo Sport" oder "Fohlenecho" (Grüße an Dunja Hayali an dieser Stelle).
Denn auch in der Politik gibt es Spielmacher, Ausputzer, ewige Talente, Wasserträger, Experten für Standardsituationen sowie jede Menge Rechts- und Linksaußen. Wenn man so will, ist Friedrich Merz der Julian Nagelsmann der Bundespolitik. Nur mit Privatflugzeug und schlechter gekleidet. Ansonsten sind die Ähnlichkeiten frappierend. Beide sehen sich knapp 80 Millionen Deutschen gegenüber, die sich sicher sind, ihre Ämter deutlich besser ausfüllen zu können. Beide treten alle vier Jahre zum wichtigsten Kräftemessen ihrer Branche an und wenn sie nach München kommen, werden sie sehr schnell unehrenhaft wieder weggeschickt.
Kleine Unterschiede erkennt man bei genauem Hinschauen dennoch. Während Nagelsmann zumeist 22 Spieler in seinen Kader beruft, hat Nationalkanzler Merz in seiner Kabinettsmannschaft lediglich 17 Ministerposten zu vergeben. Und da fängt die Problematik bereits an, denn jene Ministerien wurden mit einem recht skurrilen Schlüssel auf die Koalitionspartner verteilt. Die SPD (16,4 Prozent bei der Bundestagswahl) stellt heute 7 von 17 Ministern und Ministerinnen. Mit 16 Prozent Wählerstimmen 41 Prozent der Ministerien schnappen - so eine Quote hat sonst nur Borussia Dortmund. Die haben diese Saison mit 11 Prozent ihres Leistungsvermögens satte 100 Prozent ihres Minimalziels erreicht.
Diese 17 Starspieler wurden für den Ministerkader berufen
Warum das so ist? Schön, dass Sie fragen. Hier gibt es Antworten, denn unser exklusiver Ministerien-Check startet selbstverständlich mit dem Robert Habeck der GroKo: Vizekanzler Lars Klingbeil.
1. Lars Klingbeil (SPD): Finanzen
Qualifikation: Magister Artium in Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte an der Universität Hannover. Klingt auf den ersten Blick wie "Doktortitel Summa cum laude im Leberwurststullenschmieren in Wanne-Eickel", ist aber ein veritabler akademischer Titel. Klingbeil hat ein Talent für machtpolitische Hinterzimmer-Manöver, ist fußballkulturell jedoch eher der Wolfgang Kubicki der Fankurven. Aus unerfindlichen Gründen ist er FC-Bayern-München-Fan. Irgendwer sollte ihm bei Gelegenheit erklären, dass nicht alles, was rot ist, automatisch gut ist.
2. Alexander Dobrindt (CSU): Innen
Viele sagen: Lieber innen Minister als außen Dobrindt, aber verhindern konnten sie das Comeback des Dieselskandal-Vertuschungsministers auch nicht. Mit seiner automobilindustriefreundlichen Haltung im Abgasskandal landete er sogar im Schwarzbuch der Autolobby. Das wird allerdings von Greenpeace herausgegeben, bei denen vermutlich sogar Hubert Aiwanger auf der Blacklist steht, weil er im Fond seines wasserstoffbetriebenen Dienstwagens gerne Leberkässemmeln isst, um die Grünen zu ärgern.
3. Johann Wadephul (CDU): Außen
Der Überraschungsminister aus Husum gilt als Terminator der feministischen Außenpolitik. Hasta la Vista, Baerbock!
4. Boris Pistorius (SPD): Verteidigung
Der als Stuntdouble für Armin Laschet bekannt gewordene Lieblingspolitiker der Deutschen ist der einzige Sozialdemokrat, der unter Minister-Rasierer Klingbeil sein Amt behalten durfte. Deutschlands Super-Soze hatte erkannt, dass Pistorius ihm keine Konkurrenz um die nächste SPD-Kanzlerkandidatur machen könne. Schließlich ist Pistorius 2029 schon fast 70 Jahre alt.
5. Katherina Reiche (CDU): Wirtschaft und Energie
Hofft, länger im Ministeramt zu bleiben als ihr aktueller Lebensgefährte Karl-Theodor zu Guttenberg. Der hat mehr Vornamen als Ministerjahre.
6. Dorothee Bär (CSU): Forschung, Technologie und Raumfahrt
Wird die kommenden vier Jahre in Flugtaxi-Witzen baden. Und das, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Generation Flugtaxen erleben wird, inzwischen höher ist, als dass es Markus Söder mal länger als 12 Stunden aushält, kein Bild von sich mit einer Gammelfleisch-Variante im Mund zu posten.
7. Stefanie Hubig (SPD): Justiz
Da geht es mir so wie Ihnen: Den Namen Hubig noch nie gehört.
8. Karin Prien (CDU): Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Hochqualifiziert, denn sie hat direkten Kontakt zu all ihren Ministeriums-Kernthemen: Hat Jura studiert (Bildung), hat Familie, ist eine Frau, hat drei Kinder (Jugend) und wurde von Merz für ihr Amt ausgewählt (Senioren).
9. Bärbel Bas (SPD): Arbeit
Vorgänger Hubertus Heil kann als einer der wenigen Ampel-Minister Erfolge vorweisen. Seine Ablösung kommt somit überraschend. Musikfreund Lars Klingbeil ist allerdings großer Fan des Hamburger Rappers Das Bo und dachte offenbar: Bas, Bas, wir brauchen Bas.
10. Karsten Wildberger (CDU): Digitales
Der Quereinsteiger war bisher Geschäftsführer einer Elektronik-Fachmarktkette. Vermutlich denkt Friedrich Merz, Wildberger könne kostengünstig einige WLAN-Repeater mit in die Koalitionsehe bringen und damit das deutsche Funklochproblem lösen.
11. Patrick Schnieder (CDU): Verkehr
Die mit Abstand beste Ministerwahl. Vor allem, weil er nicht Andreas Scheuer ist.
12. Carsten Schneider (SPD): Umwelt
Wurde 1998 mit 22 Jahren der damals jüngste jemals in den Deutschen Bundestag gewählte Abgeordnete. Blickt somit auf 27 Jahre Erfahrung im Feuchtbiotop Reichstag zurück. Da kann ihm auch der Klimawandel nichts mehr anhaben.
13. Nina Warken (CDU): Gesundheit
Ist Rechtsanwältin und damit zumindest qualifizierter für das Gesundheitsministerium als Maskenmakler Jens Spahn (Bankkaufmann).
14. Alois Rainer (CSU): Landwirtschaft
Nach dem grünen Öko-Terroristen Cem Özdemir (verantwortlich für Fleisch-Verbot, Flug-Verbot, Auto-Verbot, Urlaubs-Verbot, Haustier-Verbot, Zucker-Verbot, vegane Zwangsernährung in öffentlichen Kantinen, Genderzwang und Flugmeilenreform) endlich ein Minister mit Visionen: Rainer will sich für mehr Fleisch an Schulen und in Kitas einsetzen. Das kommt natürlich überraschend für einen gelernten Metzger.
15. Reem Alabali-Radovan (SPD): Entwicklung
Hat irakische Wurzeln, wurde in Moskau geboren, lebt in Schwerin und liebt Boxen. Als Frau mit Migrationshintergrund in Ostdeutschland leider vermutlich nicht die unpassendste Sportart. Philipp Amthor beispielsweise kommt ebenfalls aus Mecklenburg-Vorpommern, boxt aber nicht, sondern dreht Diss-Videos an CDU-Zerstörer wie Rezo, die dann aber nie gezeigt werden. Denken Sie mal darüber nach!
16. Verena Hubertz (SPD): Wohnen
Ist als BWL-Studentin prädestiniert für den undankbaren Job, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, denn sie gründete als Unternehmerin ein Startup, das am Ende 60 Mitarbeiter hatte. Und die haben ja auch alle irgendwo gewohnt.
17. Thorsten Frei (CDU): Besondere Aufgaben
Niemand weiß so richtig, was das Ministerium wirklich macht. Offiziell hat es nicht mal einen Geschäftsbereich. Damit er nicht so oft seinen Nachnamen hat, ist Herr Frei gleichzeitig Chef des Kanzleramtes. Lauschieben gibt es nicht im Kabinett Merz.
Wir sehen also: Der Kabinettskader ist hochkarätig besetzt. Da haben Julian Merz und Friedrich Nagelsmann ganze Arbeit geleistet. Mit welcher Taktik die Ministermannschaft in die Saison geht, das verrate ich an genau dieser Stelle schon am nächsten Dienstag. Bis dann!