Putin kneift, Lawrow ätzt gegen alles und jeden

Die russische Regierung macht weiter wenig Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe. Präsident Putin drückt sich um ein Gespräch in Istanbul mit seinem Amtskollegen Selenskyj und schickt stattdessen Politiker aus der hinteren Reihe. Der daheimgebliebene Außenminister Lawrow pöbelt derweil los.

Der selbst nicht zu den Friedensverhandlungen in Istanbul angereiste russische Außenminister Sergej Lawrow befeuert das Treffen aus Moskau mit scharfen Kommentaren. So bezeichnete er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als "jämmerlichen Kerl", weil dieser die Anwesenheit von Kremlchef Wladimir Putin bei den Verhandlungen gefordert hatte. Lawrows Sprecherin wählte zudem die Worte "Clown" und "Versager". Auch für Berlin, Paris und London hatte der Außenminister böse Worte übrig.

Putin hatte selbst direkte Gespräche in Istanbul zwischen Russland und der Ukraine zur Beendigung des mehr als drei Jahre währenden Kriegs vorgeschlagen. Damit reagierte er auf Forderungen Selenskyjs und mehrerer europäischer Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz, nach einer Waffenruhe. Einen bedingungslosen Waffenstillstand hatte Russland immer wieder abgelehnt.

Selbst nimmt Putin an den Gesprächen in der Türkei nicht teil. Er schickte stattdessen mit Wladimir Medinski einen Berater, der politisch eher zur zweiten Reihe in Moskau gehört. Diesen Gesprächen müsse man eine Chance geben, auch wenn es keine Erfolgsgarantie gebe, sagte nun Lawrow.

Dabei versuchte er, die Unterstützung der Europäer für Selenskyj als Kriegstreiberei darzustellen. "Es gibt eine Menge Anzeichen dafür, dass weder Berlin noch Paris und Brüssel und schon gar nicht London überhaupt einen Frieden in der Ukraine wollen", behauptete ausgerechnet der 75-Jährige, dessen Regierung allem Anschein nach alles dafür tut, dass es nicht zu einem Ende der Kämpfe kommt.

Die von den Europäern forcierten Initiativen für eine Sicherung des Friedens in der Ukraine etwa durch die Stationierung von Truppen lehnte Lawrow einmal mehr strikt ab. Dabei wiederholte er die Behauptung, die russischsprachige Minderheit in der Ukraine werde unterdrückt und wertete dies als Nazismus. Indem Europa die Handlungen Kiews rechtfertige, trete es ebenfalls für den Nationalsozialismus ein, meint Lawrow.