Indien greift nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Neu-Delhi "Terror-Camps" im pakistanischen Teil Kaschmirs an. Islamabad berichtet von acht Toten und 33 Verletzten, darunter Frauen und Kinder. Die UN rufen beide Atommächte zur Zurückhaltung auf.
Bei indischen Angriffen auf pakistanische Ziele sind nach pakistanischen Angaben mehrere Zivilisten ums Leben gekommen. Das pakistanische Militär sprach von acht Toten und 33 Verletzten. Das Außenministerium nannte keine genaue Zahl, teilte aber mit, unter den Opfern seien Frauen und Kinder. Zuvor hatten Geheimdienstkreise von einem toten Kind in der Stadt Bahwalpur im Osten Pakistans gesprochen. Pakistan schloss seinen Luftraum für 48 Stunden. Der Flugbetrieb der Flughäfen Islamabad und Lahore sei zudem bis auf weiteres eingestellt.
Indien hatte am Abend mehrere Ziele in Pakistan und im pakistanisch kontrollierten Teil der Unruheregion Kaschmir angegriffen. Pakistans Militär sprach von Raketenangriffen in den Städten Kotli und Muzaffarabad im pakistanischen Teil der Himalaya-Region Kaschmir sowie in der Stadt Bahwalpur in der Provinz Punjab. In Bahwalpur sei eine Moschee angegriffen worden, hieß es weiter. Pakistanische Geheimdienstkreise meldeten daraufhin den Abschuss von zwei indischen Kampfjets.
Neu-Delhi: Angriffe auf "Terror-Camps"
Bei den Zielen handele es sich um "terroristische Infrastruktur", hatte es zuvor in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Neu-Delhi geheißen. Die französische Nachrichtenagentur AFP zitierte die indische Regierung mit einer Erklärung, laut der es sich um "Präzisionsschläge auf Terror-Camps" handele. Die indische Regierung erklärte weiter, dass "neun Standorte angegriffen wurden". "Unsere Maßnahmen waren gezielt, maßvoll und nicht eskalierend. Es wurden keine pakistanischen Militäreinrichtungen angegriffen. Indien hat bei der Auswahl der Ziele und der Art der Durchführung erhebliche Zurückhaltung gezeigt", hieß es weiter.
Ein Sprecher des pakistanischen Militärs sagte laut der britischen BBC, Islamabad werde "zu einem Zeitpunkt und an einem Ort seiner Wahl auf diesen [Angriff] reagieren". "Alle Jets unserer Luftwaffe sind in der Luft. Dies ist ein beschämender und feiger Angriff, der aus dem indischen Luftraum heraus durchgeführt wurde", fügte der Sprecher hinzu. Anschließend berichtete die indische Armee, Pakistan habe "in Bhimber Gali im Gebiet Poonch-Rajauri" im indisch verwalteten Teil Kaschmirs, direkt hinter der Demarkationslinie, Artilleriefeuer abgefeuert. Die indischen Streitkräfte reagierten "angemessen und maßvoll", so die Armee in einer Mitteilung auf X.
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte seine "tiefe Besorgnis". "Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten", sagte er laut einer Mitteilung seines Büros. Er rief beide Atommächte zur militärischen Zurückhaltung auf. Eine militärische Lösung sei keine Lösung, betonte Guterres. US-Präsident Donald Trump sagte, er setze darauf, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert. "Ich hoffe nur, dass es sehr schnell endet", sagte Trump bei einer Veranstaltung im Weißen Haus mit Blick auf den Angriff. Viele Leute hätten gewusst, dass etwas passieren würde. Indien und Pakistan bekämpften sich seit vielen Jahrzehnten.
Langer Streit um Himalaya-Region
Die Angriffe sind eine erhebliche Eskalation der jüngsten Spannungen zwischen den beiden Atommächten. Ausgelöst wurden sie durch einen Terroranschlag am 22. April in dem indischen kontrollierten Teil der Unruheregion Kaschmir. Bewaffnete Angreifer hatten dort auf einer Bergwiese in einer Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam 26 Menschen getötet - vorwiegend indische Touristen. Die Regierung in Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was Islamabad zurückweist.
Seit dem Anschlag haben sich beide Länder mit Strafmaßnahmen überzogen, unter anderem Staatsbürger der jeweils anderen Seite ausgewiesen und die diplomatischen Beziehungen reduziert. Experten stufen besonders Indiens Entscheidung als schwerwiegend ein, den sogenannten Indus-Wasservertrag mit dem Nachbarn auszusetzen. Der Vertrag regelt die Wassernutzung beider Seiten des Indus und seiner Nebenflüsse. Islamabad nannte die Aussetzung des Vertrags eine Kriegshandlung und drohte mit entsprechenden Gegenmaßnahmen.
Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt - beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.